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Geschichten wecken Fantasie
Vorleseaktion in der evangelischen Talkirche

18.11.2019

Theatergefühl auf der Orgelempore: Auf den Holzstufen sitzen im Halbdunkeln ein gutes Dutzend Mädchen und Jungen mit ihren Eltern und schauen gebannt auf einen beleuchteten Holzrahmen mit einem bunten Bild darin. Darauf ist ein Junge zu sehen, der ziemlich sauer ist, weil seine Freundin seinen selbstgebauten Elefanten kaputt gemacht hat. Die Geschichte über den kleinen Leo und seine Freundin Klara liest Erzieherin Sarah Wollscheid den Kindern auf der Orgelempore vor und tauscht passend dazu die Bilder im Holzrahmen aus. Kamishibai heißt das Erzähltheater, das ursprünglich aus Japan kommt und am Freitag auch in der Evangelischen Talkirche in Geisweid die kleinen Zuhörer begeisterte.

Zur Vorleseaktion des Evangelischen Familienzentrums Klafeld zum bundesweiten Vorlesetag kamen am Freitagabend mehr als 100 Kinder mit ihren Eltern oder Großeltern. Auch viele weitere evangelische Kitas in den Kirchenkreisen Siegen und Wittgenstein veranstalteten am 15. November Vorleseaktionen oder sogar ganze Lesewochen. Das Familienzentrum Klafeld habe als Einrichtung in evangelischer Trägerschaft ganz bewusst die Talkirche als Veranstaltungsort ausgewählt, erzählte Juliane Nies, Fachberaterin im Bundesprogramm Sprach-Kitas. Bei gedimmtem Licht hatten rund 20 Erzieherinnen aus verschiedenen evangelischen Kitas im Bundesprogramm Sprach-Kitas in der Kirche der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Klafeld die perfekte Atmosphäre zum Geschichtenerzählen geschaffen: Mit Zelten, Tüchern und Lichterketten gestalteten sie gemütliche Vorlese- und Erzählecken. Die Auswahl reichte vom Bilderbuchkino in der Sakristei über das Kamishibai-Theater auf der Orgelempore bis hin zum Holzwurm-Lesezeichen-Basteltisch im Seitenschiff.

Die Kinder waren nicht nur stumme Zuhörer: Beim „Godly play“ zum Beispiel tauchten sie mit den Erzieherinnen Jacqueline Dangendorf und Anna Thiel in Geschichten aus der Bibel ein. Aus einfachsten Materialien – ein paar Stücken Filzstoff und kleinen Schafsfiguren – erarbeiteten die Kinder Stück für Stück die Geschichte vom guten Hirten, der sein verlorenes Schaf sucht. Am Ende erzählten die Jungen und Mädchen, was ihnen im Gedächtnis geblieben ist: zum Beispiel, dass sich die Schafe bei ihrem Hirten sicher fühlen. Oder dass Jacqueline Dangendorf versehentlich ein Schaf rückwärts hat laufen lassen. „Jedes Kind kann das aus der Geschichte mitnehmen, was für ihn oder sie passt – und das kann bei Zweijährigen etwas ganz anderes sein als bei Vierjährigen“, sagte Erzieherin Anna Thiel. Ein Richtig oder Falsch gebe es dabei nicht, ergänzte ihre Kollegin Jacqueline Dangendorf.

 

Bild: Türkischlehrer Hakan Karatas von der Geisweider Schule liest ein türkisches Bilderbuch vor.

 

Vorlesen und Geschichten erzählen regten die Fantasie der Kinder an, betonte auch Fachberaterin Juliane Nies. Zudem würden Sprach- und Leseentwicklung gefördert und ein erster Zugang zu Literatur geschaffen. „Wir wollen mit der Aktion auch die Eltern ermutigen, öfter zum Buch zu greifen oder eine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen“, sagte Nies. Das sei ganz im Sinne des Bundesprogramms Sprach-Kitas, das auf drei Säulen fußt: alltagsintegrierte Sprachförderung, Zusammenarbeit mit Familien und inklusive Pädagogik, die Vielfalt in den Blick nimmt. So gab es in der Talkirche auch eine interkulturelle Vorlesestation. Lehrer der Geisweider Schule lasen dort unter anderem Geschichten auf Türkisch vor.

 

Bild (Steffi Dersch): Bei der gemeinsamen Vorleseaktion der Ev. Kitas "Regenbogen" und "Senfkorn" in Bad Berleburg machten es sich die Kinder gemütlich.

 

Bild oben: Erzieherin Sarah Wollscheid mit dem Kamishibai-Erzähltheater.

 

Text und Fotos oben: Jasmin Maxwell-Klein

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