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Auf Abstand in Verbindung bleiben
Frauenhilfe lebt mit kreativen Ideen weiter

18.6.2020

Gemeinsame Treffen, gern bei Kaffee und Kuchen, sich untereinander austauschen oder von interessanten Referentinnen und Referenten lernen – das macht die Frauenhilfe aus. Normalerweise. Denn die Corona-Pandemie macht Treffen der rund 60 Frauenhilfegruppen im Evangelischen Kirchenkreis Siegen seit April unmöglich. Und auch wenn immer mehr Beschränkungen gelockert werden: Viele der Frauen gehören durch ihr Alter oder Vorerkrankungen zu Risikogruppen und müssen größere Treffen auf absehbare Zeit meiden. Also Stillstand in der Frauenhilfe? Keineswegs, betont Erika Denker, Vorsitzende des Bezirksverbands der Siegerländer Frauenhilfen: „Die Frauenhilfe ist mehr als die Gruppenstunde mit Präsenz.“

Der Vorstand des Dachverbandes hat sich unter den Frauenhilfe-Gruppen umgehört und festgestellt: Fast alle Gruppen haben trotz sozialer Isolation Kontakt gehalten und viele haben kreative Ideen entwickelt, um einander beizustehen. „Eine Gruppe aus Kreuztal hat sich normalerweise donnerstags getroffen - seit den Kontaktbeschränkungen gab es stattdessen jeden Donnerstag einen Brief an die Gruppenmitglieder“, erzählt die stellvertretende Verbandsvorsitzende Gerlinde Schäfer. Im ersten Brief hieß es: „Alle haben eine Telefonliste. Ruft euch doch mal gegenseitig an!“ Viele Aktionen, die zunächst die Gruppenleiterinnen angestoßen haben, hätten sich auf diese Weise verselbstständigt, berichtet Schäfer.

 

Gruß vor der Haustür: Eine Gruppenleiterin brachte ihren Frauen eine Erdbeerandacht mit frischen Früchten nach Hause. Foto: Frauenhilfe

 

Eine andere Leiterin stellte ihren Frauen eine Andacht zum Thema Erdbeeren mit einer kleinen Schale Erdbeeren vor die Tür. „Und zu Ostern hat eine Gruppenleiterin kleine Kuchen gebacken und sie mit Ostereiern und Tüten mit Kaffeepulver an ihre Frauen verteilt“, berichtet Schäfer. Bei einer gemeinsamen Nähaktion wurden sogar Frauen aus Gruppen im ganzen Siegerland aktiv: Sie nähten Mund-Nase-Stoffmasken, die Heike Henrichs-Neuser, Geschäftsleiterin des Bezirksverbandes, mit dem Fahrrad zu sozialen Einrichtungen, Arztpraxen und Privatpersonen brachte.

Gerade jüngere Frauen nutzten zudem die Möglichkeiten der modernen Medien, ergänzt Henrichs-Neuser. „Ein Frauenkreis hat sich mehrmals per Videokonferenz getroffen.“ Andere Frauen hielten über WhatsApp Kontakt. „Das ist auch etwas für ältere Frauen“, ist Verbandsvorsitzende Denker überzeugt. Denn viele nutzten das Smartphone bereits, um etwa Fotos von ihren Enkeln zu bekommen. Sie verweist auch auf die App „Frauenhilfe unterwegs“ des Landesverbandes Evangelische Frauenhilfe in Westfalen, die neben vielen Berichten auch die Möglichkeit zum Austausch bietet. All das ersetze zwar nicht die Gruppentreffen und den persönlichen Kontakt, sagt Denker. „Aber die Aktionen sind für viele Frauen ein Trost.“ Dennoch habe es natürlich auch traurige Situationen gegeben: Etwa wenn eine Frau schwer erkrankte und keinen Besuch bekommen durfte oder wenn sogar ein Gruppenmitglied verstarb und die anderen Frauen die Beerdigung nicht besuchen konnten.

Wann sich Frauenhilfegruppen wieder treffen können, ist zurzeit unklar. Manche Gruppen überlegen, ob sie Treffen nach draußen verlegen und große Gruppen in mehrere kleine teilen können. „Uns ist es wichtig, in Kontakt zu bleiben und auf Abstand das Möglichste an Verbindung aufrecht zu erhalten“, betont Denker. Der Bezirksverband habe deshalb einen Sommerbrief an alle Gruppen verfasst und für das zweite Halbjahr auch Veranstaltungen geplant – ob und in welchem Umfang diese stattfinden können, müsse dann kurzfristig entschieden werden. Bis dahin wird es wohl weitergehen mit den kreativen Aktionen der Frauenhilfegruppen, die zeigen, dass ein lebendiger Austausch auch ohne regelmäßige Treffen möglich ist.

www.siegerlaender-frauenhilfe.de

 

Bild oben:

Heike Henrichs-Neuser verteilte die selbstgenähten Mund-Nase-Stoffmasken der Frauenhilfe per Fahrrad. Foto: Frauenhilfe

 

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