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'Gehen oder Bleiben'
Plädoyer für eine 'hybride Kirche'

25.2.2021

Angesichts der großen Veränderungen, die die Coronakrise bewirkt hat, wirbt Professor Tobias Faix von der CVJM-Hochschule in Kassel für weitere Bemühungen, die Kirche auch weiterhin digital zu gestalten. Gerade in der Zeit der Pandemie müsse die Kirche auch in der digitalen Arbeit sichtbar sein, um den Menschen Halt zu geben, sagte der Referent am Mittwoch auf der digitalen Pfarrkonferenz des Evangelischen Kirchenkreises Siegen. „Der Digitalisierungszwang, den wir in vielen Bereichen der Kirche erfahren, ist nicht nur herausfordernd, sondern die große Chance der Kirche präsent und attraktiv zu bleiben.“ Wenn junge und alte Menschen von der christlichen Botschaft berührt und eingenommen würden und positive Erfahrungen mit der Kirche machten, blieben sie der Kirche über Jahre verbunden, so Faix.

 

Vor Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Jugendreferentinnen- und referenten aus dem Siegerland und Olper Raum verwies Faix auf eine Studie, die er in Zusammenarbeit mit der Theologischen Fakultät der Universität Siegen erarbeitet hat. Die Studie behandelt die Motive und Gründe, die zu den vermehrten Kirchenaustritten führen. Dabei legte Professor Faix die sogenannte „Freiburger Studie“ zugrunde, die eine Projektion der Kirchenmitglieder im Jahr 2060 zeigt. Danach könnte die evangelische Kirche bis ins Jahr 2060 die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren. Während etwa die Hälfte dieses Rückgangs im generellen Schrumpfen der Bevölkerung begründet ist, liegt der weitere Rückgang an zunehmenden Kirchenaustritten. „Die Gründe für die Austritte lägen häufig in der Entfremdung oder einer fehlenden persönlichen Bindung zur Kirche“, so Faix. Hier könne die Kirche ansetzen, um langfristig dem Mitgliederschwund entgegenzuwirken.

Für Faix sei es die Aufgabe der Kirchen, in einer Gesellschaft, die geprägt sei durch Globalisierung, Pluralisierung und Singularisierung, den Menschen einen Ort der Hoffnung und der Begegnung zu bieten. Dabei gehe es besonders jungen Menschen zunehmend nicht um die Konfession, sondern um Orte, wo sie selbst spirituelle oder religiöse Erfahrungen sammeln könnten. Durch die Coronakrise haben sich auch dabei die digitalen Formate der Kirchen bewährt. Diese böten einen Raum zur Gemeinschaft und würden durch ihre Reichweite auch kirchenferne Menschen erreichen. Die damit verbundene Chance, wieder einen engeren Draht zu den einzelnen Personen zu erhalten, sei zukunftsweisend für die Kirche, so Faix.

Neben die gewohnten „analogen“ Angebote für Gruppentreffen oder Gottesdienstes treten also digitalen Angebote. Für den Referenten sei damit eines klar: „Die Zukunft der Kirche sei hybrid!“

 

Text und Bild: Mathias Waldenburger

 

Foto oben: Professor Tobais Faix stellt die Freiburger Studie vor.

Foto unten: Zusammen mit der Universität Siegen hat Prof. Faix die Studie "Gehen oder Bleiben" veröffentlicht.

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