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Seelsorge im Seniorenheim
mit Herz, Empathie und Zeit für Gespräche

22.3.2021

Das Sophienheim in Siegen ist das Zuhause für rund 110 Seniorinnen und Senioren. Es liegt in der Siegener Innenstadt, am Rande der Stadtteile Hain, Bürbach und Kaan-Marienborn. 1957 wurde das Sophienheim für ältere und hilfsbedürftige Menschen eröffnet und danach mehrfach umfassend modernisiert. Heute verfügt das Seniorenheim neben Einzelzimmern und sechs Doppelzimmern über 24 seniorengerechten Appartements. Die Diakonisse, Sophie Schneider, ist Namensgeberin der Einrichtung. 1869 in Siegen geboren, sah sie es als ihre Aufgabe, nach dem Krieg hilflosen und vertriebenen Menschen zu helfen. Nach einer hauswirtschaftlichen Lehre und der Ausbildung zur Krankenpflegerin in der Charité in Berlin, folgte die Ausbildung zur Diakonisse. Von 1930 bis 1951 war sie im ehemaligen Sophienheim, im Konfirmandenhaus in der Oberen Metzgerstraße tätig.

 

Heute arbeitet Pfarrerin Bärbel Knecht als Seelsorgerin im Sophienheim. Die Theologin und Diplom Gerontologin ist Teil des multiprofessionellen Teams, dem das Wohl der alten Menschen eine Herzensangelegenheit ist.

(Bild: Pfarrerin Bärbel Knecht)

  

Bärbel Knecht versteht es als ihre Aufgabe den Bewohnerinnen und Bewohner Zeit für längere Gespräche zu schenken. Das ist nötig, da die Seniorinnen und Senioren durch ihren Einzug ins Sophienheim in einer völlig neuen und zunächst fremden Welt ankommen. Ihr altes Zuhause ist aufgelöst. Nur wenig kann in ein Wohnheimzimmer mitgenommen werden. Erinnerungsstücke müssen oft notgedrungen auf dem Müll landen. Zudem ist ihr Umzug oft nicht freiwillig, ihre zunehmende Gebrechlichkeit zwingt sie dazu.

Doch sie sind auch froh, dass es Altenheime wie das Sophienheim gibt, weil sie alleine ihren Alltag nicht mehr bewältigen können, so Bärbel Knecht.

 

Dennoch ist der Einzug in ein Altenheim eine große Herausforderung für alte Menschen. Der körperliche und seelische Schmerz über die Häufung von Verlusterfahrungen bringen sie in eine innere Notlage. Die eigene Hilflosigkeit und die der anderen mitzuerleben, muss ausgehalten werden. Wenn Frauen und Männer sich dann allein gelassen fühlen, können viele ihrem Leben nichts Schönes mehr abgewinnen. „Hier ist Endstation“ oder „Wann holt mich Gott endlich?“, heißt es dann, so die Seelsorgerin.

 

In der Altenheimseelsorge geht es darum, diese bittere Lebenssituation offen benennen zu dürfen und diese einfühlsam aufzugreifen. Schöne wie furchtbare Erinnerungen zu erzählen  und auf Lebensleistungen zurückzublicken, um letztendlich alles Besorgniserregende in Gottes Hand zu legen, dazu lädt Bärbel Knecht am Ende eines Gespräches ein, indem sie das Gehörte im Gebet vor Gott bringt.

Bei allem Schweren darf nicht unerwähnt bleiben, dass auch gerne gelacht wird.

 

Für Bärbel Knecht ist die  Seelsorge in Seniorenheimen eine  lehrreiche und geistlich bereichernde Aufgabe. Es geht um die Vergewisserung, was und wer uns bis zum Tod und darüber hinaus trägt und hält. Die Begleitung eines alten Menschen bis zu seinem Tod ist für Bärbel Knecht zum einen eine wichtige kirchliche Aufgabe, und zum anderen auch eine schöne Erfahrung. Wir würden uns als Geschwister im Glauben sonst nie so nah kommen, so die Seelsorgerin.

 

Die Lebenswelt und die Lebenserfahrung der alten Menschen, nimmt die Pfarrerin gerne auf, um Predigttexte in den gut besuchten Gottesdiensten zu veranschaulichen und zu „aktualisieren“. Die Bewohnerinnen und Bewohner freuen sich auf die Gottesdienste, manche reden sogar von dem „Highlight“ der Woche. In Corona Zeiten finden die Gottesdienste separat nur in den Wohnbereichen statt, ohne Gesang und Orgel. Die Musik kommt von einer CD. Doch alle hoffen, dass dank der Impfungen bald Lockerungen möglich sein werden.

Einen Herzenswunsch hat Bärbel Knecht, dass Gottesdienste und Seelsorge auch in Zukunft in allen Seniorenheimen stattfinden können.

 

Text: Kerstin König

Bild: oben Sophienheim

Fotos: Bärbel Knecht

 

 

 

 

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