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Jesu Tod am Kreuz – Strafe? Sühne? Opfer? Oder was sonst?

25.3.2021

Ostern, das höchste kirchliche Fest des Christentums rückt näher. Von Gründonnerstag bis Ostermontag gedenken Christen dem Leiden, dem Kreuzestod und der Auferstehung Jesu Christi. Die Lebenshingabe Jesu, sein Tod „für uns“ gilt als das Heilergebnis schlechthin. Dies ist jedoch den meisten Menschen heute nicht mehr verständlich.  

Zusammen mit Pfarrer Klaus Straßburg widmeten sich am vergangenen Montagabend mehr als 15 Teilnehmer digital den biblischen Bedeutungen der Begriffe Strafe, Sühne und Opfer. Im Vordergrund des Vortrags standen dabei die Fragen:

Wie kann der grausame Tod Jesu vor 2.000 Jahren das Heil der Welt und die Vergebung der Sünden bewirken?

Ist es überhaupt denkbar, dass ein anderer an unsere Stelle tritt, um die Strafe für unsere Sünden zu erleiden? 

Um diese Fragen beantworten zu können, begann Straßburg ganz am Anfang – bei der Bibel. Bereits im Neuen Testament bezeichne der Apostel Paulus das Heilsgeschehen von Jesu Tod am Kreuz für unsere Sünden, so Straßburg. Auch Anselm von Canterbury (1033-1109) habe sich mit einer Deutung des Heilsgeschehens vom Kreuzestod in seiner Schrift zur Satisfaktionslehre beschäftigt. So verstehe der mittelalterliche Kirchenlehrer den Kreuzestod Jesu als Sühnopfer für uns Menschen zur Wiederherstellung der Ehre Gottes in der Welt. Weil die Menschheit diese Wiederherstellung nicht leisten könne, sie Gott in Jesus Christus Mensch geworden und am Kreuz gestorben. Die Bedeutung des Sühnopfers habe im alttestamentlichen Judentum jedoch ein anderes Verständnis gehabt, so Straßburg. Im Jerusalemer Tempel sei das Allerheiligste der Ort von Gott gewährten Versöhnung gewesen. Dieser jüdische Opferritus, der in den Büchern Mose ausführlich beschrieben werde, gebe zwar den metaphorischen Hintergrund ab für die Deutung des Todes Jesu als Sühneopfer. Jesu Tod sei aber kein Opfer im kultischen Sinn. Es gehe daher keinesfalls um ein Menschenopfer, das Gott dargebracht wird. Zudem nutze das Neue Testament unterschiedliche Begriffswelten zur Deutung des Todes Jesu, und die Beschreibung als Sühnopfer sei nur eine davon, noch dazu eine nicht sehr häufige. Für Straßburg sei unser heutiges Verständnis des Begriffs „Sühne“ als Ausgleich für ein Vergehen gegenteilig zu der biblischen Deutung des Todes Jesu, nach der nicht der schuldig gewordene Täter Sühne leisten muss, sondern Gott selbst Versöhnung gewährt. Gottes Handeln durch die Menschwerdung in Jesus Christus und dessen Kreuzestod solle als Gnade und Versöhnung mit dem Menschen verstanden werden. Das Kreuz sei dadurch zum Ausdruck der vollkommenen Liebe Gottes zu uns Menschen geworden. Zum Ende des Vortrags konnten sich die Teilnehmer in einer abschließenden Diskussions- und Fragerunde mit dem Referenten und untereinander austauschen.

 

Text & Bild: Mathias Waldenburger

Foto: Pfarrer Klaus Straßburg referiert über den Kreuzestod von Jesu Christi

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