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Nicht nur ihr temperamentvolles Lachen wird fehlen
Schulleiterin Dorothea Woydack am Evangelischen Gymnasium Weidenau verabschiedet

9.7.2012

Es war eine bewegende Verabschiedung von OStD`Dorothea Woydack am vergangenen Donnerstag (5. Juli 2012) in der gut gefüllten Arche des Evangelischen Gymnasiums in Siegen-Weidenau. Seit 2001 leitete die geschätzte Pädagogin das evangelische Gymnasium in Trägerschaft des Kirchenkreises Siegen und des Kreises Siegen-Wittgenstein. „Frauen von heute starten mit 50 noch einmal richtig durch“, hatte Dorothea Woydack im Zuge ihrer Bewerbung auf die Schulleiterstelle des Evau seinerzeit gesagt. Sie ist durchgestartet. Das Ergebnis ihrer Schulleitung kann sich fachlich und menschlich sehen lassen. Dorothea Woydack hat Spuren hinterlassen. Nicht nur im Bau des Selbstlernzentrums und der Mensa, dem Schülercafe, der Übermittagsbetreuung, der Initiative „Schüler helfen Schüler“ oder der Einrichtung der 60 Minuten-Schulstunde. Der 3. Sponsorenlauf, der 40.000 Euro für den Partnerkirchenkreis in Tansania erbrachte, ist noch in frischer Erinnerung. Ihre unverwechselbare temperamentvolle und gleichermaßen charmante Art öffnete viele Türen und Herzen. Das wurde in den vielen Grußworten deutlich. Viel Musik und wenige Reden hatte sie sich zum Abschied gewünscht. Der Musikwunsch konnte ihr erfüllt werden, die Grußwortliste war dennoch lang.
Pure Arbeitsfreude, ungewöhnliche Energie, Achtsamkeit für die Menschen, Offenheit, eine fröhliche Art, ein raumfüllendes herzliches Lachen, Temperament, Humor, Beharrlichkeit und Herzlichkeit sind nur einige Attribute, die ihr in den wertschätzenden Grußworten zugeschrieben wurden. Man hatte gerne mit ihr zu tun.

Grüße, die von Herzen kamen
Ihr Stellvertreter Hartmut Abrell erinnerte an die ersten Tage der damals neuen Schulleitung. „Was kann ich denn mal tun?“ soll sich damals die Neue gefragt haben. Dieser Arbeitsfindungszustand dauerte nur kurze Zeit. Dann stapelte sich auf dem Schreibtisch der Schulleiterin die Arbeit. Abrell: „Es war immer viel los, manchmal zu viel, aber immer gut.“
Synodalassessor Hans-Werner Schmidt attestierte Woydack eine hohe Identifizierung mit ihrer Schule, die bis zu ihrem privaten Autokennzeichen „SI-EV“ reichte. Auf der Synode habe sie leidenschaftlich für das Evangelische Gymnasium gekämpft. Das gemeinsame Lernen von behinderten und nichtbehinderten Kindern sei am Evau schon mutig ausprobiert worden, als dieses Denken in der Politik noch in den Windeln gelegen habe. Ein blindes Mädchen sei am Evau zum Abitur geführt worden.
Der stellvertretende Landrat Jürgen Althaus betonte die außergewöhnliche Situation, dass der Kreis Siegen-Wittgenstein sich an einer allgemeinbildenden Schule beteilige. Althaus: „Dass die Nachfrage an Schulplätzen immer größer ist als das verfügbare Angebot, spreche für die Qualität der Arbeit, die unter der Leitung von Drorothea Woydack an der Schule geleistet wird.“Für die Bezirksregierung Arnsberg beschrieb Reinhold Klüter die Felder der Zusammenarbeit zwischen der Ersatzschule und der Schulbehörde. Klüter: „Die Zusammenarbeit war angenehm, erfrischend und gewinnbringend.“Siegens Bürgermeister Steffen Mues bescheinigte der scheidenden Schulleiterin in allen Hauptfächern sehr gute Abschlussnoten. Schüler, die diese Schule verlassen,begreifen die Welt und finden ihren Weg. Zudem, so Mues, „haben Sie an der Schule Interesse für Glauben geweckt“.Barbara Lambrecht-Schadeberg dankte Woydack für ihre Mitarbeit in der Barbara-Schadeberg-Stiftung, die evangelische Schulen unterstützt. Die Schulleiterin bringt sich mit ihren Erfahrungen und Kenntnissen aus dem Schulalltag in Kuratorium und Vorstand der Stiftung ein.
Für die Gymnasien der Region grüßte Rüdiger Käuser vom benachbarten Fürt-Johann-Moritz-Gymnasium, zu dem ein gutes Miteinander besteht. Er habe die Schulleiterkollegin freisinnig und temperamentvoll erlebt. Ihr herzliches und ansteckendes Lachen sei oft raumfüllend. Käuser: „In der Schulleiterkonferenz betonte sie oft ‚Wir sind Ersatzschule‘ und er habe gedacht ‚Ach wärst du doch auch so frei wie Dorothea am Evau.‘“
Herzliche Grüße kamen auch von den Evangelischen Schulleitern und dem Ev. Schulbund Nord. Die Elternvertreter überreichten ein kunstvoll gestaltetes Tuch, das die Titelgestaltung eines Jahrbuches der Schule zierte. Die Schülervertreter zeigten die im Film eingefangenen herzlichen Grüße der Schülerinnen und Schüler per Video.
Die Fachschaft Englisch präsentierte schmunzelnd das erste Kapitel eines Buches von Jane Austen, das angeblich im Teutoburger Wald gefunden worden sei. Die beschriebenen Ereignisse ließen auch für nicht Eingeweihte ein Stück Schulalltag am Evau erahnen. Woydack schätzt die englische Autorin Jane Austen und ihre Werke. Und von der Fachschaft Religion und vom Kollegium wurde verraten, dass die Schulleiterin gerne auf Texte des Kabarettisten Hans Dieter Hüsch zurückgreift.
Das letzte Wort gehörte der scheidenden Schulleiterin. Sie dankte herzlich für die vergangenen 11 Jahre am Evau, für die vielen Gespräche und Anregungen. „Sie haben mich unterstützt und getragen.“ Ein besonderer Dank galt dem Bauausschuss des Kirchenkreises, der mit zum Erweiterungsbau des Gymnasiums verholfen habe. Und an das Lehrerkollegium gewandt: „Sie sind einfach wunderbar. Ich habe erfüllte und glückliche Jahre erlebt. Ich bin froh, nach Siegen gekommen zu sein.“ Der Weg dorthin war weit.

Von Tansania über Gütersloh nach Siegen
Bedingt durch die Tätigkeit ihres Vaters Dr. Joseph Busse beim Lutherischen Weltbund besuchte Dorothea Woydack für zwei Jahre eine amerikanische Internatsschule im heutigen Tansania. Dann kehrte die Familie nach Hamburg zurück. Zwei Jahre später zog sie nach Bielefeld. Hier wurde der Vater Direktor der Bethelmission. Nach dem Abitur zog Dorothea Woydack zum Studium nach Marburg. Sie belegte die Fächer Theologie, Anglistik und Pädagogik. Zwei Trimester Auslandsstudium führten sie nach Exeter. 1976 begann ihr Unterricht am Evangelisch-Stiftischen-Gymnasium Gütersloh. Hier organisierte sie Schulandachten, Einkehrtage, Hausaufgabenbetreuung und Schullandheimaufenthalte auf Spiekeroog. Sie wurde Fachleiterin für evangelische Religion und Hauptseminarleiterin am Studienseminar Detmold. Sie war Mitglied der Schulkammer der Lippischen Landeskirche und leitete Fortbildungsangebote für Religionslehrer. Aber auch während ihrer Zeit als Schulleiterin des Evau nahm sie außerschulische Aufgaben wahr. Sie hatte sechs Jahre den Vorsitz des Evangelischen Schulbundes Nord inne, danach war sie stellvertretende Vorsitzende. Sie war Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Schulbünde und im Arbeitskreis der Evangelischen Schulen bei der EKD. Im Evangelischen Kirchenkreis Siegen hatte sie den Vorsitz des Schulausschusses inne und war Mitglied im Theologischen Ausschuss.

Einen beschaulichen Ruhestand kann man sich bei Dorothea Woydack nicht vorstellen. Sie zieht mit ihrem Mann, dem Pfarrer i.R. Bernd Woydack nach Gütersloh-Friedrichsdorf. Hier wird sie sich sicher der Musik widmen und Krimis lesen. Das Ehepaar hat drei Kinder. Aber auch die inzwischen fünf Enkelkinder werden die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das wird nicht ganz so einfach sein, erstrecken sich doch die Lebensräume der erweiterten Familie von Hamburg über Bergisch Gladbach und London bis nach Amerika. Ob das Thema Schule nun abgeschlossen ist, erscheint eher unwahrscheinlich. Der Vorstand und das Kuratorium der Barabara-Schadeberg-Stiftung werden auch künftig nicht auf die erfahrene Pädagogin verzichten wollen.

Viel Musik
Ihren Wunsch nach viel Musik erfüllte nicht nur das Schulorchester unter der Leitung von Benjamin Eibach. Auch der Bläserchor unter dem Dirigat von Erhard Fries, der Schulchor unter der Leitung von Reinhard Hillnhütter zeigten das musische Bildungsniveau der Schule eindrucksvoll. Für den Aufbau eines Schulorchesters hatte sich Woydack, die selbst Cello spielt, immer eingesetzt. Aber auch die Lehrer hatten in einem spontan gebildeten Chor und in einer Lehrerband musikalische und textliche Überraschungen zu bieten, die die Leitungsqualitäten ihrer scheidenden Chefin mit schmunzelndem Blick zum Inhalt hatte. Zum Schluss griff Hartmut Sperl in die Tasten des Flügels und verzauberte die Zuhörer mit dem Stück „As time goes by“.
kp

Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)
Nach über zehn Jahren wurde die beliebte und geschätzte Schulleiterin des Evangelischen Gymnasiums Dorothea Woydack am Evangelischen Gymnasium Weidenau verabschiedet.

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