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Haben Sie auch Espresso ungemahlen?
Fünf Jahre Kirchenladen Siegen
13.3.2013
Seit fünf Jahren lädt der Kirchenladen Menschen ein zum Besuch der freundlich gestalteten Räume in der Fußgängerzone der Siegener Oberstadt. Am ersten März 2008 wagte ein Team von ehrenamtlich Mitarbeitenden, ein kirchliches Begegnungsangebot in einem Ladenlokal zu etablieren. Reiner Jung aus Kaan-Marienborn, Mitbegründer und einer der zurzeit 17 Ehrenamtlichen, hat nachgezählt. 12.500 Gäste haben den Laden an 1200 Öffnungstagen besucht. Besonders freuen sich die Mitarbeitenden über die 165 Kircheneintritte, die in den fünf Jahren von Pfarrerinnen und Pfarrern begleitet werden konnten.Pfarrer Raimar Leng, einer der Initiatoren der Einrichtung, erzählt in der kleinen Feierstunde am vergangenen Freitag (1.3.2013) von den Anfangsideen der Citykirchenarbeit in der Siegener Innenstadt. Eine Zufluchtsstätte in der getriebenen Gesellschaft soll der Kirchenladen sein. Leng: Er ist Kirche bei den Menschen, überraschend und unaufdringlich, einfühlsam und gastfreundlich. Diese Eigenschaften drückte der Jazzgitarrist Werner Hucks eindrucksvoll musikalisch aus. Er faszinierte die Gäste mit alten kirchlichen Chorälen, aber auch mit selbst komponierten Stücken meisterhaft.
Mit ganz unterschiedlichen Wünschen und Vorstellungen betreten Menschen die Räumlichkeiten. Ich suche den Gemeindebrief meiner Kirchengemeinde. Haben sie den? Mit solchen Worten kommen Menschen kurz zur Türe herein. Oder: Seit meine Frau tot ist, freue ich mich, dass mir hier jemand zuhört. Reiner Jung kennt die unterschiedlichen Anliegen der Besucher. Manchmal ist es nur der Wunsch, die Toilette zu nutzen. Jetzt steht die Arbeit des Kirchenladens an einem Wendepunkt. Ältere Mitarbeitende wollen loslassen, gesucht werden neue jüngere Menschen, die Lust haben, sich in die Arbeit einzubringen.
Ins Gespräch kam Raimar Leng mit Superintendent Peter-Thomas Stuberg über sein immer noch neues Amt und seine ersten Eindrücke im Kirchenkreis Siegen. Er möchte, so Stuberg, der Kirche in der Öffentlichkeit ein Gesicht geben. Besonders läge es ihm an Kontakten zu Menschen, die das kirchliche Leben nicht gewohnt seien. Als Theologe sehe er es aber auch als seine Aufgabe, gemeinsam mit anderen für die Kirche einvernehmlich begehbare Wege in die Zukunft zu suchen und zu finden. Hierfür Zeit zu haben werde an manchen Tagen durch Verwaltungsarbeit erschwert. Ein Anruf zu Beginn eines Tages könne eine gesamte Tagesplanung zunichtemachen.
Eine schwierige Umgestaltung stehe bevor. In den nächsten Jahren müsse sich die Kirche von zu groß gewordenen Kleidern trennen. Und von dem, was überlastend geworden sei. Dazu gehörten Aufgaben ebenso wie Immobilien. Das Hauptamt werde zurückgehen; einiges könne womöglich durch ein gut ausgebildetes Ehrenamt fröhlich belebt werden.
Superintendent Peter-Thomas Stuberg dankte den ehrenamtlich Mitarbeitenden herzliche für ihr Engagement. Ob und wie lange der Kirchenkreis die Arbeit des Kirchenladens noch finanziell tragen kann, war eine der unbeantworteten Fragen des Abends. Es gibt keine Arbeit im Kirchenkreis Siegen, die nicht auf dem Prüfstand steht, so der leitende Theologe des Evangelischen Kirchenkreises. Es ist aber derzeit nicht die Axt an die Arbeit des Kirchenladens gelegt. Der Standort des Kirchenladens werde allerdings nicht unkritisch bewertet. Die Oberstadt habe durch die City-Galerie Federn gelassen. Stuberg: Das Leben der urbanen Bevölkerung findet in der Unterstadt statt. Belebung erhofft er sich durch den Einzug der Universität Siegen ins Untere Schloss. Darauf müsse auch der Kirchenladen reagieren mit entsprechenden Angeboten.
Der Kirchenladen in der Siegener Oberstadt hat dienstags bis freitags von 1318 Uhr geöffnet und samstags von 1013 Uhr. Samstags ist auch die Wiedereintrittsstelle besetzt, zudem donnerstags von 15.3018 Uhr.
kp
Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)
Foto oben
In einer kleinen Feierstunde im Kirchenladen war Zeit zum Danke-sagen für die Arbeit der Ehrenamtlichen.
Pfarrer Raimar Leng im Gespräch mit Superintendent Peter-Thomas Stuberg.
Der Jazzgitarrist Werner Hucks sorgte für unterhaltsame Gitarrenklänge auf höchstem Niveau.
Superintendent Stuberg:
Als Superintendent habe ich begleitend hinzusehen.
Perspektiven und Inhalte der kirchlichen Aufgaben sind zu prüfen.
In Zukunft wird es weniger Hauptamtlichkeit und mehr Ehrenamtlichkeit geben. Die Ehrenamtlichen müssen für ihre Aufgaben gut ausgebildet werden.