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100 Jahre Ev. Kirche Wilnsdorf
Festgottesdienst mit Superintendent Peter-Thomas Stuberg
8.5.2013
Tut mir auf die schöne Pforte. Mit diesem Eröffnungslied begann der Festgottesdienst am vergangenen Sonntag (5.5.2013) in der Ev. Kirche Wilnsdorf. Mit diesem Lied begann auch der Einweihungsgottesdienst vor 100 Jahren und 15 Tagen am 20. April 1913 in dieser Kirche, bemerkte Pfrn. Mirjam Ellermann in ihrer Begrüßung der Festgemeinde. Und auch der Predigttext war derselbe wir damals: Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt. (Psalm 26, 8) In großen Buchstaben schmückt dieses Psalmwort seit 100 Jahren in jeweils unterschiedlicher Gestaltung den Chorraum. Ellermann: Heute danken wir unserem Gott für seine Treue und Bewahrung. Gemeinde war schon vor uns und wir sind ein Teil davon. Die Geschichte Gottes mit den Menschen geht weiter.
Wie lieb hast Du die Stätte dieses Hauses?, fragte Superintendent Peter-Thomas Stuberg die zahlreich erschienenen Gottesdienstbesucher zu Beginn seiner Predigt, in der er auch die Zeitgeschichte der vergangenen 100 Jahre streifte. Die Zeit, in der die Kirche erbaut wurde, war eine schwere Zeit. Pfarrer Friedrich Adrian arbeitete hart, um den Bau der neuen Kirche zu realisieren. Und viele, die beim Bau mitgeholfen hatten, mussten kurz danach in den Krieg. Pfarrer Adrian trat einige Jahre später wegen Erschöpfung in den Ruhestand.
Zwei Weltkriege hat die Kirche überstanden, das Kaiserreich erlebt, die Weimarer Republik, die Nazidiktatur und das Nachkriegsdeutschland mit seiner Demokratie. Um die Kirche herum tobte die Geschichte. Hungerjahre, Inflation und Krieg, zudem Wirtschaftswunder und Wiedervereinigung. Erlebt hat das Gotteshaus auch die vielen kleinen persönlichen Geschichten ihrer Besucher. In all der Geschichte stehe die Kirche wie eine feste Burg. Sie berge Menschen und böte Heim für bedrängte Seelen. Daher ist es ihm wichtig, dass die Menschen ihren Zutritt zu der Kirche finden. Die Schwelle müsse niedrig sein, die Türe für Zweifler offen. Und auch die, die sich selbst als nicht makellos ansähen, hätten hier einen Platz. Superintendent Stuberg: Kirche ist, wo ich von der Wiege bis zur Bahre Gotteskindschaft einübe.
Festlich wurde der Gottesdienst nicht nur durch den Anlass, sondern auch durch die viele Musik. Der Posaunenchor Wilnsdorf und auch der Gemischte Chor, beide unter der Leitung von Martin Giebeler, wirkten ebenso mit, wie die nah dran-Band unter der Leitung von Katharina Fritzen.
Geburtstagsgrüße erhielt die Festgemeinde per Video nicht nur von den beiden evangelischen Kindertagesstätten Sonnenstrahl und Spatzennest, sondern auch von der Kirchengemeinde Mlandizi aus dem fernen Tansania, zu der die Kirchengemeinde Wilnsdorf seit 1996 eine Partnerschaft unterhält.
Persönliche Grußworte nach dem Gottesdienst überbrachten Bürgermeisterin Christa Schuppler von der weltlichen Gemeinde. Sie hob das Gemeindeleben, aber auch das soziale Leben im Ort hervor, das durch die Kirchengemeinde Gestalt erhielte. Ortsvorsteher Klaus Grünebach grüßte herzlich und wünschte ein weiteres aufeinander Zugehen. Von der Freien evangelischen Gemeinde, sozusagen als Nachbar von nebenan überbrachte Bernd-Jürgen Müller Grüße. Müller: Die Menschen in den verschiedenen Gemeinden pflanzen und gießen. Das Gedeihen schenkt Gott.
Pfr. Uwe Wiesner von der katholischen Nachbargemeinde St. Martinus betonte das gute ökumenische Miteinander der beiden Kirchengemeinden. Wiesner: Wir müssen noch stärker zusammenwachsen. Das kann bereits am 23. Juni dieses Jahres geschehen, wenn das erste ökumenische Kirchenfest der beiden Kirchen stattfinden soll. Ein weiterer Höhepunkt im Veranstaltungsreigen zum Hundertjährigen der Evangelischen Kirche Wilnsdorf.
Stationen zur Baugeschichte:
Die zweite evangelische Kirche von 1791 mit ihren 300 Plätzen wurde zu klein. Sie war die Nachfolgerin der 1789 abgebrochenen alten Burgkirche.
1904 wird Pfarrer Friedrich Adrian Nachfolger von Pfarrer Heinrich Böcking und nimmt die Verhandlungen zur Vergrößerung und Erneuerung der alten Kirche wieder auf.
Am 6. November 1911 wird mit den Bauarbeiten begonnen, nachdem die 122 Jahre alte Kirche abgebrochen worden war.
Am 20. April 1913 wird die neue evangelische Kirche in Wilnsdorf eingeweiht. Sie hat 490 feste Sitzplätze und acht lose Bänke mit 50 Plätzen für Kinder. Der Glockenturm erhielt drei Stahlglocken. Die Anordnung im Inneren der Kirche mit Orgel, Kanzel und Abendmahlstisch ist nach dem Vorbild der alten Kirche übernommen.
1957 Einbau einer elektrischen Läuteanlage.
1961 Erste große Innenrenovierung inklusive Erneuerung der Orgel.
1963 Erneuerung des alten Schieferdachs und Umstellung der Heizungsanlage von Koks auf Öl.
1966 Einsturz der Bruchstein-Stützmauer aus dem Jahre 1913. Erneuerung der Stützmauer einschließlich Treppenanlage.
1977 wird die Kirche unter Denkmalschutz gestellt.
1984 Fugenerneuerung des Außenmauerwerks mit elastischem Spezialmörtel.
1988 Einbau einer neuen Mebold-Orgel mit 21 Register.
1989 Umstellung der mechanischen Turmuhr auf eine funkgesteuerte Quarzuhr.
1997 Erneuerung der Turmspitze mit Kreuz und Kupferhaube sowie Einbau einer Schutzverglasung für alle Fenster als Energiesparmaßnahme.
2000 Erneuerung der Beleuchtung und Verbesserung der Lausprecheranlage.
2002 Bau eines behindertengerechten Eingangs und Einrichtung einer Kleinkinderecke mit Tisch, Stühlen und Spielsachen.
2010 Einbau einer neuen Heizungsanlage und damit verbunden eine Innenrenovierung der Kirche.
(Quellen: 90 Jahre Evangelische Kirche Wilnsdorf und Festschrift 100 Jahre Ev. Kirche Wilnsdorf)
kp
Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri)
100 Jahre lang steht die Evangelische Kirche Ortsbild prägend im alten Ortskern. Zu ihrem 100sten Geburtstag wurde in der Ev. Kirche in Wilnsdorf die Treue Gottes gefeiert.
Vorne Bildmitte (von li.): Superintendent Peter-Thomas Stuberg und Gemeindepfarrerin Pfrn. Mirjam Ellermann
Foto oben: Die 100 Jahre alte Jubilarin kurz vor dem Festgottesdienst am 5. Mai 2013.