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„Ein Einkaufzettel ist eine persönliche Regierungserklärung“
NRW-Umweltminister Johannes Remmel zu Gast im Eine-Welt-Laden Holzhausen

11.6.2013

Es waren einige Gleichgesinnte, die in Holzhausen vor 20 Jahren begannen, fair gehandelten Kaffee zu verkaufen. Daraus erwuchs im Laufe der Jahre der Eine-Welt-Laden, der heute in der Alten Schule seinen Verkaufsraum hat. Die Eine-Welt-Läden sind aber nicht nur Verkaufsräume. Es geht um mehr. Es geht um Bewusstseinsschärfung. Es geht um den kritischen Blick auf die Herstellung, die menschenwürdige Produktion und um Umwelt und Ressourcen schonende Produkte. Nachhaltigkeit wird in Eine-Welt-Läden gefordert.

Die Mitarbeitenden des Eine-Welt-Ladens hatten NRW-Umweltminister Johannes Remmel zu einem Vortrag anlässlich ihres Geburtstags eingeladen. „Fairer Handel – Globaler Wandel“ lautete das Motto des Informationsabends am vergangenen Freitag (7. Juni 2013) im Ev. Gemeindehaus Holzhausen. Ebenfalls hatte Jorge Inostroza, Vertriebsleiter der Gepa, die Einladung angenommen. Die Gepa ist eine Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt, die sich seit Jahrzehnten dem fairen Handel und fairen Preisen verschrieben hat. Sie teilt und fördert die Philosophie der Eine-Welt-Läden und beliefert sie mit Produkten. Burbachs Bürgermeister Christoph Ewers dankte dem Team des Eine-Welt-Ladens für sein Engagement. Es stärke die Dorfgemeinschaft und es sei gleichzeitig ein Stück Weltpolitik, wenn sich Frauen zusammentäten um sich im Eine-Welt-Laden zu engagieren, so der Bürgermeister.

Jorge Inostroza schilderte die Entwicklung und den Einfluss der Gepa auf fair gehandelte Produkte. Vor 20 Jahren hätte die Gepa nur schlecht schmeckenden Kaffee in unansehnlicher Verpackung angeboten. Heute sage niemand mehr, der Kaffee schmecke schlecht. Die Produkte hätten heute ihren Weg auch in die Regale der Supermärkte gefunden. Inostroza: „Die Eine-Welt-Läden haben dazu beigetragen, dass wir kritische Verbraucher werden. Die Menschen haben Vertrauen zu den Welt-Läden.“

NRW-Umweltminister Remmel, vor vielen Jahren selbst Gründungsmitglied im Siegener Eine-Welt-Laden St. Michael, bezeichnete die Entwicklung der Eine-Welt-Läden als eine Erfolgsgeschichte. Viel Skepsis habe zu Beginn geherrscht. Aber die Saat sei aufgegangen. Viele kleine Schritte hätten einen langen Weg zurückgelegt.
Remmel: „Ein Einkaufzettel ist eine persönliche Regierungserklärung. Sie sagt aus, welchem Produkt ich Vertrauen schenke. Mit meiner Kaufentscheidung kann ich Verhaltensweisen beeinflussen.“ Immer mehr Verbraucher wollen wissen, wo Produkte herkommen und wie sie erzeugt werden. Kurze prägnante Informationen auf den Produkten seien erforderlich, so Remmel. Als große Herausforderungen unserer Zeit nennt der Minister den Klimaschutz, das Bevölkerungswachstum und die Rohstoffmärkte. „Mit unserer Wirtschaftsleistung müssen wir für andere Verantwortung übernehmen.“, so der Landesumweltminister. Sieben Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde. Davon leiden 1 Milliarde Menschen Hunger. Zwölf Milliarden Menschen könnten heute jedoch ernährt werden. Die Verteilung sei nicht gerecht. Auch die knapper werdenden Rohstoffe müssten zum Umdenken führen. Der Minister rät zum Kauf von regionalen und saisonalen Produkten. Im Kaufverhalten der Menschen habe eine Prioritätenverschiebung stattgefunden. Während vor Jahren noch 20% für Lebensmittel ausgegeben würden, seien es heute nur noch 10%.
Dem Vortrag des Ministers schloss sich eine rege Diskussion an. Sie machte deutlich, dass die Verbraucher hinsehen und wissen wollen, wie Produkte entstehen, ob Menschen fair bezahlt werden und welchen Stellenwert der Umweltschutz hat. Und es wurde deutlich, dass die Eine-Welt-Läden mit ihrem ehrenamtlichen Engagement steuerliche Hürden nehmen müssen, wenn ihr Umsatz weiter steigt. Hier ist eine Grenze erreicht, wo auch die Organisationsform neu bedacht werden muss. Inostroza zeigte auf, dass auch bei der Gepa die Verkaufsstrukturen überdacht würden. Ggf. seinen künftig auch größere Geschäfte in Einkaufsstraßen mit hauptamtlichem Personal erforderlich. Dann sei die Vereinsstruktur vermutlich nicht mehr die geeignete Rechtsform.
kp

Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)

Aus kleinen Anfängen wurde in 20 Jahren eine Bewegung, die Bewusstsein verändert.
Im Bild von links: Jorge Inostroza, Martina Heide vom Eine-Welt-Laden Holzhausen und NRW-Umweltminister Johannes Remmel.

NRW-Umweltminister Johannes Remmel

 

Jose Inostroza, Verriebsleiter der Gepa.

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