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Kreissynode Siegen III
Die Kleider werden uns zu groß
Gedanken zur Zukunft des Kirchenkreises

27.6.2013

Die weniger werdende Bevölkerung in unseren Städten und Gemeinden macht auch den Kirchengemeinden zu schaffen. Jährlich verliert der Ev. Kirchenkreis Siegen über 1,5% seiner Gemeindeglieder. Wurden vor 10 Jahren noch 140.000 Gemeindeglieder gezählt, sind es jetzt nur noch 126.000. In 10 Jahren werden voraussichtlich nur noch 100.000 Gemeindeglieder im Kirchenkreis sein. Es sterben mehr Menschen als Kinder zur Welt kommen. Die Pfarrer stehen mehr auf dem Friedhof als am Taufbecken. Hinzu kommen mehr Kirchenaustritte als Kircheneintritte. Die Gemeinden schrumpfen, es werden weniger Gebäude benötigt. Zudem ist damit zu rechnen, dass bis 2025 insgesamt 28 Pfarrerinnen und Pfarrer pensioniert werden. Der Theologennachwuchs liegt derzeit nur bei 12 Personen für die gesamte Landeskirche. Künftig muss davon ausgegangen werden, dass ein Pfarrer für 3.000 Gemeindeglieder zuständig ist. Superintendent Peter-Thomas Stuberg nannte ungeschönte Zahlen, mit denen umzugehen sei. Stuberg: „Die Kleider werden uns zu groß, um die Infrastruktur zu halten.“ Dieser Ist-Zustand solle nach Auffassung des Kreissynodalvorstandes (KSV) nicht einfach fortgeschrieben werden. Eine Gestaltung mit Augenmaß werde angestrebt. Die solle jedoch gemeinsam mit den Kirchengemeinden entwickelt werden.

Ein Arbeitskreis bestehend aus Doris Thieme, Hans-Joachim Schäfer, Matthias Elsermann und Friedrich Seidel hat unter der Moderation von Synodalreferent Volker Schubert die Ist-Zahlen aufgearbeitet, die in Kürze den Gemeinden zugehen werden. Dazu gehören die Pensionierungszahlen der Pfarrer, die Entwicklung der Gemeindegliederzahlen bis 2025 sowie Gemeindekarten, in denen die evangelische Bevölkerung und die kirchlichen Gebäude eingezeichnet sind. Auch die evangelische Bevölkerung in den Regionen wird in den Blick genommen. Die sieben Regionen des Kirchenkreises Siegen gewinnen künftig eine stärkere Bedeutung. Kann doch so manche unliebsame Entwicklung in den Gemeinden vermutlich nur in der Region geschultert werden. Hier ist regionales und damit solidarisches Denken und Handeln gefordert.

Der Beratungszeitraum ist auf zwei Jahre angelegt. Die Kirchengemeinden haben bis Ende 2013 Zeit, ihre Gestaltungsvorschläge zu erarbeiten. Die werden in Regionaltagungen mit dem KSV in den Blick genommen. Die Handlungsführung liegt bei den Gemeinden. Ein Zwischenbericht soll auf der Sommersynode 2014 gegeben werden. Danach sind die Presbyterien gefordert, Beschlüsse zu fassen, die der KSV im ersten Halbjahr 2015 aufzugreifen hat. Die Sommersynode 2015 soll den Gestaltungsprozess abschließen.

Die Gemeinden sollen den Veränderungsprozess gestalten, ohne gestaltet zu werden. Sie sind gefragt, Ideen zu entwickeln und den Herausforderungen zu begegnen. Dann gilt es, das Erarbeitete in die Tat umzusetzen und mit Leben zu füllen. Dabei wird die regionale Zusammenarbeit wichtiger als je zuvor. Nachdem die Mitglieder des Arbeitskreises die Prozessgestaltung erläutert haben, machte Superintendent Stuberg deutlich, es dürfe nicht mehr nur die Ortsgemeinde gesehen werden. Der KSV gebe nichts vor. Stuberg: „Wir arbeiten ergebnisoffen, aber wir werden Ergebnisse bekommen. Wuchern Sie mit Ihren Pfunden und fangen Sie einfach an.“
Mit einer Gegenstimme und einer Stimmenthaltung lies sich die Kreissynode auf den spannenden Prozess ein. kp

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