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Pfarrerin Janine Kimminus ordiniert
9.10.2013
Siegen. Eine ganz besondere Erweckungsbewegung hat im gerade ablaufenden Sommer die weltweiten Radiosender erfasst: Niemand kam dort am Aufweck-Ohrwurm Wake Me Up des schwedischen Discjockeys Avicii vorbei. Weltweit war das Lied Nummer Eins in den Hitparaden von Australien bis Venezuela. Am Sonntagnachmittag war es in der Haardter Kirche zu hören. Die wird zwar gern für Konzerte genutzt, der Anlass für Wake Me Up war jedoch der Gottesdienst zur Ordination von Pfarrerin Janine Kimminus. Ordination - das ist die Beauftragung zum öffentlichen Dienst an Wort und Sakrament. Oder nochmal anders gesagt: Bei der Ordination gibt es den Führerschein für Pfarrerinnen und Pfarrer. Das könnte despektierlich klingen, war es aber nicht. Der das sagte, war Peter-Thomas Stuberg, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Siegen, der die Ordination vornahm.
Dass der Gottesdienst musikalisch etwas anders als gewohnt laufen würde, das hatte sich schon beim Einzug von Pfarrerin Janine Kimminus und ihren Votanten - den Menschen, die sie mit einem Segenswort auf den neuen Lebensabschnitt schicken wollten - angedeutet: Mit dem hymnenhaften Highland Cathedral, das sonst gern von Dudelsäcken intoniert wird und zu dem man prima den Psalm 118, jedenfalls in seiner englischen Version, singen kann - schritt die Gruppe durch die größte der südwestfälischen Kirchen. Über 800 Menschen hätten hier Platz gehabt, immerhin 200 waren zu diesem besonderen Gottesdienst gekommen. Auch wenn es sich anders als der Lied-Titel vermuten lässt weder um eine Kathedrale handelt, noch um ein Gebäude im schottischen Hochland. Gott sei Dank, denn die Flachland-Westfälin aus Hamm hatte den Berleburgern, in deren Kirchengemeinde sie vor dreieinhalb Jahren ihr Vikariat zur Pfarrerin begonnen hatte, gleich zu Anfang gestanden, dass all die Berge und die steilen Straßen für sie nichts seien, da sie Höhenangst habe. Doch Janine Kimminus arbeitete dran, jetzt erklomm sie sogar die mit vier Metern ordentlich hohe Kanzel der Haardter Kirche. Nachdem die Berleburger die Pfarrerin nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Vikariat vor einem Jahr schweren Herzens gehen lassen mussten, trat Janine Kimminus ihren Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Weidenau an. Hier arbeitet sie seit Oktober 2012 als Pfarrerin im Entsendungsdienst in dem zweiten Bezirk der Gemeinde. In ihrer Predigt zu den Zehn Geboten - dem Predigttext für diesen Tag - nahm Janine Kimminus besonders das zweite unter die Lupe. Und zwar nach der im Siegerland üblichen Zählung der Reformierten: Ein gutes Beispiel ist für mich das Zweite Gebot, das Bilderverbot. In der lutherischen Variante geht das ja so ein bisschen unter und ich dachte immer, das mit dem Bilderverbot in reformierten Gemeinden sei übertrieben, aber: Ich glaube, ihr habt Recht! Wenn ich mir ein festes Bildnis, eine Statue, von Gott mache, dann habe ich keinen Raum, um dieses Bild nochmal zu verändern. Die Verbote, Gott abzubilden oder seinen Namen zu beschwören, sollen den Platz freimachen, Gott zu suchen, ihn nicht festzulegen, für ihn und seine Wirklichkeit offen zu bleiben. Das du sollst der Gebote bezieht sich nicht nur auf Bilder. Sondern auch dazu befähigt uns der Freiraum, den Gott uns schenkt: Du sollst immer wieder ausbrechen aus liebgewonnenen Vorstellungen und gerne gebrauchten Formeln und Wörtern. Dabei ist Liebe wohl jener Grund, auf dem die Gebote ruhen, Gottes Liebe, der den Menschen mit ihnen sagt, was ihnen zum Leben hilft, aber auch wie Liebe unter ihnen wachsen kann. Liebe und Gebote rücken aneinander, verweisen aufeinander, gehören zueinander.
Wie wichtig dieser Tag für einen Pfarrer ist, machte Peter-Thomas Stuberg in seinen Ausführungen zur Ordination deutlich: Im Almanach, dem Verzeichnis aller Pfarrer, ständen bei den einzelnen Namen drei Daten: Geburtstag, Ordinationstag, Tag des Eintritts in die aktuelle, gewählte Pfarrstelle. Er wünsche sich, dass auch das dritte Datum für Janine Kimminus mit Siegen zu tun habe, so der Siegener Superintendent, der zudem nochmal ausführlicher auf den Ordinationsspruch einging: Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Er habe Janine Kimminus gefragt, weshalb sie gerade diese Zeilen in Befehlsform aus dem Römerbrief gewählt habe. Ihre Antwort sei so kurz und klar gewesen, wie es nun mal ihre Art sei: Da steht alles drin, was Pfarrer machen müssen.
Die offizielle Handlung der Ordination führten gemeinsam mit Superintendent Peter-Thomas Stuberg die Pfarrerinnen Dr. Sabine Federmann vom Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen und Claudia Latzel-Binder aus Bad Berleburg, Pfarrerin Gabriele Wedekind aus der Heimatgemeinde von Janine Kimminus in Pelkum sowie aus Weidenau der Gemeindekollege Christoph Felten, die Presbyter Helga Hoffmann und Gunder Stein und Margitta Habermehl von der Guten-Abend-Kirche durch. Reinhard Häussler und Doris Kniest aus dem Guten-Abend-Kirche-Team hielten auch noch ein Grußwort bei dem anschließenden Empfang, den der Weidenauer Kirchmeister Dr. Ernst von Lehmann moderierte. Grußworte gab es zudem vom katholischen Pfarrer Karl-Hans Köhle für den Pastoralverbund Hüttental-Freudenberg, von Achim Schutte fürs Blaue Kreuz und für die Evangelische Gemeinschaft Weidenau, von der früheren Vikariats-Mentorin Claudia Latzel-Binder und von Pfarrer Martin Eerenstein fürs Weidenauer Presbyterium. Martin Eerenstein war zudem für die Liturgie im Festgottesdienst zuständig gewesen, der durch seine musikalische Bandbreite aus dem Rahmen fiel: Neben den genannten Stücken gehörten noch Herr, ich komme zu dir, Lobe den Herren, Lord, I Lift Your Name on High, Unser Vater und Keinen Tag soll es geben dazu. Genauso schön wie das musikalische Programm war es, dass der CVJM- Posaunenchor Weidenau und die Band Sermon on the Mount nacheinander oder miteinander so wunderbar spielten, dass Janine Kimminus, wann immer sie ihr Ordinations-Datum im Almanach liest, sich an einen traumhaften Gottesdienst bei ebensolchem Wetter zurückerinnern kann.
Jens Gesper
Text zum Bild: (Foto Janes Gesper)
In der Haardter Kirche fand die Ordination am Sonntagnachmittag statt. Das Foto zeigt von links: Martin Eerenstein, Gunder Stein, Gabriele Wedekind, Peter-Thomas Stuberg, Dr. Sabine Federmann, Janine Kimminus, Margitta Habermehl, Helga Hoffmann, Christoph Felten und Claudia Latzel-Binder.
Dass der Gottesdienst musikalisch etwas anders als gewohnt laufen würde, das hatte sich schon beim Einzug von Pfarrerin Janine Kimminus und ihren Votanten - den Menschen, die sie mit einem Segenswort auf den neuen Lebensabschnitt schicken wollten - angedeutet: Mit dem hymnenhaften Highland Cathedral, das sonst gern von Dudelsäcken intoniert wird und zu dem man prima den Psalm 118, jedenfalls in seiner englischen Version, singen kann - schritt die Gruppe durch die größte der südwestfälischen Kirchen. Über 800 Menschen hätten hier Platz gehabt, immerhin 200 waren zu diesem besonderen Gottesdienst gekommen. Auch wenn es sich anders als der Lied-Titel vermuten lässt weder um eine Kathedrale handelt, noch um ein Gebäude im schottischen Hochland. Gott sei Dank, denn die Flachland-Westfälin aus Hamm hatte den Berleburgern, in deren Kirchengemeinde sie vor dreieinhalb Jahren ihr Vikariat zur Pfarrerin begonnen hatte, gleich zu Anfang gestanden, dass all die Berge und die steilen Straßen für sie nichts seien, da sie Höhenangst habe. Doch Janine Kimminus arbeitete dran, jetzt erklomm sie sogar die mit vier Metern ordentlich hohe Kanzel der Haardter Kirche. Nachdem die Berleburger die Pfarrerin nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Vikariat vor einem Jahr schweren Herzens gehen lassen mussten, trat Janine Kimminus ihren Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Weidenau an. Hier arbeitet sie seit Oktober 2012 als Pfarrerin im Entsendungsdienst in dem zweiten Bezirk der Gemeinde. In ihrer Predigt zu den Zehn Geboten - dem Predigttext für diesen Tag - nahm Janine Kimminus besonders das zweite unter die Lupe. Und zwar nach der im Siegerland üblichen Zählung der Reformierten: Ein gutes Beispiel ist für mich das Zweite Gebot, das Bilderverbot. In der lutherischen Variante geht das ja so ein bisschen unter und ich dachte immer, das mit dem Bilderverbot in reformierten Gemeinden sei übertrieben, aber: Ich glaube, ihr habt Recht! Wenn ich mir ein festes Bildnis, eine Statue, von Gott mache, dann habe ich keinen Raum, um dieses Bild nochmal zu verändern. Die Verbote, Gott abzubilden oder seinen Namen zu beschwören, sollen den Platz freimachen, Gott zu suchen, ihn nicht festzulegen, für ihn und seine Wirklichkeit offen zu bleiben. Das du sollst der Gebote bezieht sich nicht nur auf Bilder. Sondern auch dazu befähigt uns der Freiraum, den Gott uns schenkt: Du sollst immer wieder ausbrechen aus liebgewonnenen Vorstellungen und gerne gebrauchten Formeln und Wörtern. Dabei ist Liebe wohl jener Grund, auf dem die Gebote ruhen, Gottes Liebe, der den Menschen mit ihnen sagt, was ihnen zum Leben hilft, aber auch wie Liebe unter ihnen wachsen kann. Liebe und Gebote rücken aneinander, verweisen aufeinander, gehören zueinander.
Wie wichtig dieser Tag für einen Pfarrer ist, machte Peter-Thomas Stuberg in seinen Ausführungen zur Ordination deutlich: Im Almanach, dem Verzeichnis aller Pfarrer, ständen bei den einzelnen Namen drei Daten: Geburtstag, Ordinationstag, Tag des Eintritts in die aktuelle, gewählte Pfarrstelle. Er wünsche sich, dass auch das dritte Datum für Janine Kimminus mit Siegen zu tun habe, so der Siegener Superintendent, der zudem nochmal ausführlicher auf den Ordinationsspruch einging: Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Er habe Janine Kimminus gefragt, weshalb sie gerade diese Zeilen in Befehlsform aus dem Römerbrief gewählt habe. Ihre Antwort sei so kurz und klar gewesen, wie es nun mal ihre Art sei: Da steht alles drin, was Pfarrer machen müssen.
Die offizielle Handlung der Ordination führten gemeinsam mit Superintendent Peter-Thomas Stuberg die Pfarrerinnen Dr. Sabine Federmann vom Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen und Claudia Latzel-Binder aus Bad Berleburg, Pfarrerin Gabriele Wedekind aus der Heimatgemeinde von Janine Kimminus in Pelkum sowie aus Weidenau der Gemeindekollege Christoph Felten, die Presbyter Helga Hoffmann und Gunder Stein und Margitta Habermehl von der Guten-Abend-Kirche durch. Reinhard Häussler und Doris Kniest aus dem Guten-Abend-Kirche-Team hielten auch noch ein Grußwort bei dem anschließenden Empfang, den der Weidenauer Kirchmeister Dr. Ernst von Lehmann moderierte. Grußworte gab es zudem vom katholischen Pfarrer Karl-Hans Köhle für den Pastoralverbund Hüttental-Freudenberg, von Achim Schutte fürs Blaue Kreuz und für die Evangelische Gemeinschaft Weidenau, von der früheren Vikariats-Mentorin Claudia Latzel-Binder und von Pfarrer Martin Eerenstein fürs Weidenauer Presbyterium. Martin Eerenstein war zudem für die Liturgie im Festgottesdienst zuständig gewesen, der durch seine musikalische Bandbreite aus dem Rahmen fiel: Neben den genannten Stücken gehörten noch Herr, ich komme zu dir, Lobe den Herren, Lord, I Lift Your Name on High, Unser Vater und Keinen Tag soll es geben dazu. Genauso schön wie das musikalische Programm war es, dass der CVJM- Posaunenchor Weidenau und die Band Sermon on the Mount nacheinander oder miteinander so wunderbar spielten, dass Janine Kimminus, wann immer sie ihr Ordinations-Datum im Almanach liest, sich an einen traumhaften Gottesdienst bei ebensolchem Wetter zurückerinnern kann.
Jens Gesper
Text zum Bild: (Foto Janes Gesper)
In der Haardter Kirche fand die Ordination am Sonntagnachmittag statt. Das Foto zeigt von links: Martin Eerenstein, Gunder Stein, Gabriele Wedekind, Peter-Thomas Stuberg, Dr. Sabine Federmann, Janine Kimminus, Margitta Habermehl, Helga Hoffmann, Christoph Felten und Claudia Latzel-Binder.