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Jahresdankgottesdienst der Siegerländer Gefangenenmission

24.3.2014

Mit dem Choral „Nun danket alle Gott“ eröffnete der CVJM-Posaunenchor Wilgersdorf den Jahresdankgottesdienst, zu dem die Siegerländer Gefangenenmission am vergangenen Samstag (15. März 2014) in die Evangelische Kirche Wilgersdorf eingeladen hatte.
Matthias Bohn, Leiter der Arbeit, begrüßte die Gottesdienstteilnehmenden. Darunter auch Häftlinge, die in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Attendorn im offenen Vollzug einsitzen.
Der Vorsitzende des CVJM-Wilgersdorf Ingolf Jost überbrachte die Grüße des CVJM und der Ev. Kirchengemeinde. Für den CVJM-Kreispräses Thomas Jung ist der jährliche Dankgottesdienst ein fester Termin in seinem Kalender. Er zitierte Dietrich Bonhoeffer, wonach es kaum ein beglückenderes Gefühl gebe, als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein könne.
Dies erleben auch die Ehrenamtlichen in der Arbeit der Siegerländer Gefangenenmission. In seinem Blick zurück berichtete Matthias Bohn davon, wie die Ehrenamtlichen nicht selten „unendlich reich beschenkt“ von einem Gottesdienst nach Hause zurückfahren. 24 Gottesdienste wurden im vergangenen Jahr in verschiedenen Gefängnissen wie Attendorn, Bielefeld, Detmold oder Münster gefeiert. 303 Pakete und 800 Päckchen hätten ihren Weg in die Anstalten gefunden. Viele Einzelgespräche seien geführt worden, man habe Kontaktgruppen besucht und es seien Brieffreundschaften entstanden. Bohn: „Immer wieder kommt es vor, das Ehemalige bei mir Zuhause in Seelbach oder bei meinem Vorgänger Rudi Künzel in Plittershagen vorbeikommen, um zu reden.“ Besonders erfreulich seien die Rückmeldungen zu den von Siegerländer Frauen handgestrickten Socken, „die den Insassen die Füße und das Herz wärmten“. Matthias Bohn dankte für die finanzielle Unterstützung der von Spenden getragenen Arbeit, für die auch in vielen Kirchengemeinden gesammelt werde. Die Mitarbeitenden seien gerne bereit, in den Gemeinden über die Arbeit der Siegerländer Gefangenenmission zu erzählen. Wenn über diesen Weg weitere Mitarbeitende in diesen Zweig der CVJM-Arbeit finden, freuen sich die Verantwortlichen besonders.
Einen Einblick in das Leben eines Anstaltspfarrers gab Rainer Feistauer, seit sieben Jahren Gefängnisseelsorger in der JVA Remscheid. Dort leben 560 Männer im geschlossenen und 280 Männer im offenen Vollzug. Der Pfarrer zeigte auf, dass Menschen allzuleicht von den vielen, nicht selten bewundernswert ausgefüllten Rollen ihres Lebens, nur noch auf die Rolle des Straftäters reduziert würden. Er zitierte den Präses der Rheinischen Kirche Manfred Rekowski: „Durch einen Fehler wird der Mensch bei Gott nicht zum Unmenschen.“ Er habe auch im Gefängnis noch keinen Menschen getroffen, der böse sein wollte, so Feistauer. Er hat in seiner Arbeit gelernt, dass man die Menschen nicht klein machen muss, wenn man Gott in der Welt groß stehen lassen will. Für den Pfarrer ist die schönste Rolle, geliebt zu sein, für einen anderen Menschen wichtig zu sein.
In einer Gesprächsrunde gingen die Gefängnisseelsorger und der CVJM-Kreispräses der Frage nach, wie man Inhaftierten nach ihrer Entlassung ein Zuhause geben könne. Pfarrer Lutz Greger weiß aus seiner Erfahrung als Gefängnisseelsorger in Attendorn, dass Inhaftierte nach ihrer Entlassung alleine nicht klarkommen. Das müssten die Betroffenen jedoch selbst begreifen. Sie brauchten jemanden, dem sie vertrauen können. Deutlich wurde, dass eine Kultur der Offenheit für Menschen mit anderen Biografien benötigt werde.
Der Gottesdienst wurde musikalisch auch gestaltet von dem JVA-Chor Offenes Attendorn, verstärkt durch Mitarbeitende der Gefangenenmission.
Die 1961 entstandene Siegerländer Gefangenenmission ist eine ehrenamtliche christliche Arbeit, die Inhaftierten zugutekommt. Gegründet wurde sie von dem Plittershagener Hermann Waffenschmidt. Sie erstreckt sich auf Nordrhein-Westfalen und angrenzende Bundesländer. Die Ehrenamtlichen gestalten Gottesdienste oder Konzerte in Justizvollzugsanstalten, begleiten Inhaftierte seelsorglich auch nach der Haftentlassung und bieten praktische Hilfen an. Dazu gehört auch beispielsweise die Vermittlung von Arbeitsplätzen. Das Logo der Arbeit zeigt Hände, die sich durch Gitterstäbe hindurch berühren.
kp
 
Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri)

 
Bild oben: Missionsleiter Matthias Bohn dankt Gefängnisseelsorger Rainer Feistauer (v.li) für den Einblick in die Arbeit eines Gefängnisseelsorgers.
 

 

Pfarrer Kazimierz Dabrowski, Pfr. Rainer Feistauer, Thomas Jung, Pfarrer Lutz Greger stellen sich der Frage von Matthias Bohn (v.li.), wie Inhaftierten nach ihrer Entlassung ein Zuhause gegeben werden kann.

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