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Kreissynode Siegen II
Menschen in der Region für den Glauben gewinnen
Evangelische Kirche im Siegerland und Olper Raum
im Jahre 2025

26.6.2014

Das Hauptthema der Kreissynode Siegen zog sich wie ein roter Faden durch so manchen Tagesordnungspunkt durch. Es ging um die Frage, wie die Gemeinden einladend werden und in der Region Menschen für den christlichen Glauben gewinnen können. Zu einem Vortrag eingeladen war Pfarrer Christhard Ebert, Theologischer Referent im „Zentrum für Mission in der Region“, einer Einrichtung der EKD in Dortmund. Ebert betonte zunächst, als Paradox der Mission, das nur der Mitglieder gewinnt, wer das nicht will. Bei der Überlegung, wie Menschen für den Glauben gewonnen werden können, geht es nach Auffassung des Referenten eben nicht um die Zukunft der Organisation Kirche, sondern um die Beziehung der Menschen zu Gott. Aufgabe der Kirche sei, die Mission Jesu fortzuführen und Menschen in Wort und Tat mit der Liebe Gottes in Berührung zu bringen. Die Kirche überlebe nur, wenn sie nicht ihr Überleben im Blick habe.

Ebert macht deutlich, dass Wachstum als ideologische Krebszelle und Kleinerwerden als ein natürlicher Prozess zu verstehen sei. Bei Christus gehe es eben nicht um Wachstum, sondern um Fruchtbringen. Das wiederum bleibe Gott überlassen – eine entlastende Sicht für die Gemeinden.

Er beschreibt daher als einen Wesenszug der Kirche die Kommunikation des Evangeliums mit der Hoffnung auf Frucht. Die Kirche versteht er als Kommunikationsmedium Gottes. Nicht Mitgliederorientierung sei gefragt, sondern Beziehungsarbeit. Dazu gehöre, möglichst viele Kontaktflächen zu nutzen, für die Menschen Wahl- und Beteiligungsoptionen zu schaffen und Engagement zu ermöglichen.

Die Bedeutung von Beziehungsarbeit hatte schon zu Beginn der Tagung OKR Dr. Ulrich Möller, Bielefeld, in seinem Grußwort anklingen lassen. Er bezog sich auf die letzte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD. Danach wachse der Anteil derjenigen in der Gesellschaft, die weder etwas für noch gegen die Kirche hätten. Ihre Einstellung sei von Gleichgültigkeit geprägt. Diese Menschen könnten ohne Kirche gut leben, ohne etwas zu vermissen.

Für Pfarrer Ebert sind Aktionen keine Mittel, um Menschen für den Glauben zu gewinnen. Stattdessen hält er eine Haltung für erforderlich, zu der ein frag-würdiges Leben gehöre. Gemeindeglieder müssten willig über den eigenen Glauben Auskunft geben können und gastfreundliche Beziehungen gestalten.

Statt „Weiter so“ spricht sich Ebert für eine spirituelle Intelligenz aus. Dazu gehört für ihn im Umgang mit Menschen Visionen und Werte zu vermitteln, Mitgefühl zu zeigen, Verschiedenheit wertzuschätzen aber auch Demut an den Tag zu legen und sich als Teil eines großen Ganzen zu verstehen. Manches erscheint auch in einem anderen Licht, wenn man die Fragen nach den Ursachen stellt und einen neuen Blickwinkel einnimmt.

Ebert spricht sich in Anlehnung an Prof. Dr. Paul Michael Zulehner, katholischer Pastoraltheologe, Wien, dafür aus, Irritationen abzubauen und stärker Gratifikationen einzuführen. Belohnungen bänden Menschen, auch wenn grundsätzlich die Verhaltensmotivation von Menschen nur begrenzt beeinflussbar sei. Als Gründe für den Kirchenaustritt nennt der Referent eine fehlende Lebensrelevanz der Kirche. Für andere wiederum sei Glaube ohne Kirche möglich. Aber auch die Kirchensteuer sein für Menschen ein Grund, aus der Kirche auszutreten.

Christhard Ebert empfiehlt den Gemeinden, Kooperationen einzugehen und gemeinsam an gleichen Aufgaben zu arbeiten. Kräfte könnten auch gebündelt werden, wenn regionale Aufgaben dort angepackt würden, wo bereits Kompetenzen vorhanden seien. Ziel- und gabenorientiert könnten Kooperationen eingegangen werden, die womöglich sogar eine regionale Neugestaltung zur Folge hätten.

Nach dem Vortrag hatten die Synodalen Gelegenheit, nach Regionen aufgeteilt, eine der im Vortrag aufgezeigten Perspektiven zu bedenken. Alle Arbeitsgruppen hatten unabhängig voneinander die Beziehungsarbeit in den Blick genommen. In der Beziehungsarbeit, so wurde deutlich, sieht man den Schlüssel für die Zukunft. Hier kamen erste Ideen und schon Praktiziertes zum Vorschein. So wurde ein fehlendes Wir-Gefühl für die Regionen festgestellt. Dem solle, so ein Vorschlag, durch einen Tag der Regionen entgegengewirkt werden. Die Rolle der Pfarrerinnen und Pfarrer müsse neu reflektiert werden, so das Ergebnis einer anderen Arbeitsgruppe. Gestärkt werden soll die Beziehungsarbeit mit Blick auf den Gottesdienst als Ort der Gemeinschaft. Eine weitere Gruppe verwies auf einen Gesamtgottesdienst in der Region an Himmelfahrt. In den Sommermonaten werde bereits ein Kanzeltausch praktiziert und auch eine gemeinsame Veranstaltung mit theologischen Fachvorträgen soll wieder aufgegriffen werden. Jugendgottesdienste unter dem Motto „Vier gewinnt“ würden bereits seit längerem auf Ebene der Region angeboten. Beziehungsarbeit, so wurde deutlich, kann gestärkt werden durch kirchliche Präsenz beispielsweise bei Dorffesten oder bei Festen der Feuerwehr. Es sei der Wunsch aufgekommen, zu Gottesdiensten auch per Mail einzuladen.

Das Schlusswort hatte Christhard Ebert: „Beziehung geschieht in Begegnung. Dazu müssen Möglichkeiten geschaffen werden. Durch Begegnung wächst Vertrauen. Erst aus Vertrauen erwächst ein Wir-Gefühl. Dazu gibt es keine Alternative.“

kp

Text zum Bild oben: (Foto Karlfried Petri)

Pfarrer Christhard Ebert zeigte auf, welche Haltung entwickelt und welche Wege zu gehen sind, um Menschen für den Glauben zu gewinnen.

 

In Gruppen wurden die Thesen des Impulsreferates diskutiert.

 


 

Evangelische Kirche im Siegerland
und Olper Raum im Jahre 2025

Im Gestaltungsprozess 2025 wird derzeit von den 29 Kirchengemeinden des Kirchenkreises Siegen unter Leitung einer Prozesssteuerungsgruppe erarbeitet, wie die kirchliche Landschaft im Jahre 2025 aussehen könnte. Vor einem Jahr hat die Kreissynode fast einstimmig den Beginn des Prozesses beschlossen. Mitglieder aus der gaben nun einen Zwischenbericht über die bisherige Entwicklung. Dabei ging der Dank an die Gemeinden, die sich auf den schwierigen Prozess eingelassen haben. Sie beginnen zunehmend, über den Tellerrand des eignen Gemeindegebietes hinaus in die jeweilige Region zu blicken. Jeweils zwei bis sechs Kirchengemeinden, je nach Größe, sind zu einer der insgesamt sieben Regionen im Kirchenkreis zusammengefasst.

Die Entwicklungsprognosen für die nächsten Jahre sprechen eine deutliche Sprache. Jährlich schrumpfen die Mitglieder der Kirchengemeinden um durchschnittlich 1,5 %. Waren es im Jahr 2000 noch rund 145.000 Gemeindeglieder, sind es heute nur noch 124.000. Tendenz weiter sinkend. Die Kirchensteuereinnahmen werden weniger werden. Zudem gehen viele Pfarrer in den Kirchengemeinden ab dem Jahr 2025  in den Ruhestand. Die Anzahl der jungen Theologinnen und Theologen sind derzeit viel geringer, als erforderlich. Ab der Jahrgänge 1972 fehlt es auf Landeskirchenebene deutlich an Pfarrernachwuchs. Es bedarf veränderter Strukturen, um auch künftig im Gebiet des Kirchenkreises kirchliche Arbeit verlässlich zu leisten. In welchem Umfang, das ist noch nicht ausgemacht.

Um die Entwicklung zu erörtern, haben sich die Gemeinden innerhalb der Regionen erstmals  getroffen und ihre jeweiligen Vorstellungen ausgetauscht. Strukturdiskussionen zu Predigtstätten und Gebäuden haben begonnen. Welche Gebäude werden in Zukunft benötigt und welche der derzeit etwa 115 Predigtstätten können erhalten bleiben? Denkverbote gibt es nicht.

Die Kirchengemeinden, die bisher fast alle Aufgaben eigenständig geschultert haben, müssen eine regionale Identität suchen und entwickeln. In einer Klausurtagung des Kreissynodalvorstandes sind die unterschiedlichen Entwicklungen der Regionen in den Blick genommen worden.

Erste Schritte aufeinander zu sind in einigen Regionen bereits getan. So hat es gemeinsame Presbyteriumssitzungen gegeben. Ein Presbyteriumsmitglied kümmert sich nun jeweils darum, den Regionalisierungsprozess im Auge zu behalten. Andernorts finden regionale Gottesdienste statt. Ein sonntäglicher Kanzeltausch hilft, die Nachbarpfarrer kennenzulernen. In den Gemeindebriefen sind Regionalseiten angedacht. Es gibt Regionen, die erstellen einen gemeinsamen Predigtplan und auch ein gemeinsames regionales Gemeindebüro ist in den Blick gekommen.

Als nächster Schritt des Prozesses findet am Samstag, 15. November 2014, im Gemeindezentrum Rödgen-Wilnsdorf ein Regionaltag statt, auf dem das weitere Vorgehen abgesteckt wird.

kp

 

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