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Von Homilius bis Herchenröder, von Bach bis Barber
Kantorei Siegen stellt ihr neues Programm vor

28.8.2014

Was ist neu im neuen Jahresprogramm der Kantorei Siegen? Die Kantorei Siegen setzt diesmal auch besondere musikalisch-politische Akzente. Am 16. Dezember jährt sich zum 70. Mal der traurig schreckliche Jahrestag der Zerstörung Siegens in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges. Die städtische Gedenkfeier Geh-Denken beinhaltet in diesem Jahr ein Konzert der Kantorei Siegen. Aufgeführt wird das Dresdner Requiem von Rudolf Mauersberger. KMD Ute Debus und künstlerische Leiterin der Kantorei: „Dieses sehr ergreifende Werk benötigt einen politischen Anlass.“ Drei Chöre sind zu hören: Der Fernchor, der nicht zu sehen ist und den Verstorbenen eine Stimme gibt, der Altarchor als Stimme Christi und der Hauptchor. Zudem singt auch die Gemeinde mit. Rudolf Mauersberger, Kantor und Leiter des traditionsreichen Knabenchores an der Dresdner Kreuzkirche, schuf das Requiem unter dem Eindruck der Zerstörung seiner Stadt, zu deren zahllosen Opfern auch einige seiner Chorsänger zählten.

Einen weiteren musikalisch-politischen Akzent setzt die Kantorei am 19. Oktober in der St-Martin-Kathedrale in Ypern, der Partnerstadt Siegens. Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, der zur europaweiten Katastrophe des noch jungen Jahrhunderts werden sollte. Die Kantorei Siegen wirkt an einem ökumenischen Gottesdienst in Ypern mit, der insbesondere den Opfern gewidmet ist, die kein christliches Begräbnis erhalten konnten. Das gemeinsame Singen belgischer, französischer, englischer und deutscher Chöre setzt ein Zeichen der Versöhnung.

Einen fröhlichen politischen Anlass bietet das Konzert am 3. Oktober in der Dreifachturnhalle in Bad Laasphe. Vor 25 Jahren begann in der DDR eine einzigartige, friedliche Volksbewegung für Freiheit und Demokratie, die im Mauerfall im November 1989 gipfelte. Vier Chöre, darunter die Kantorei Siegen, konzertieren zur Erinnerung an das kaum fassbare Geschehen mit Beethovens 9. Sinfonie.

Das größte und auch musikalisch anspruchsvollste Projekt im Programm ist die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. Sie führt die Kantorei Siegen am Samstag, 21. März, in der Ev. Kirche Hilchenbach und am Sonntag, 22 März in der Haardter Kirche in Siegen-Weidenau auf, gemeinsam mit der „capella cantabilis, dem Barockorchester „L'arco“ und namhaften Solisten.

Zu Beginn des Programms steht am Tag des offenen Denkmals und des Gemeindefestes in Nikolai, Sonntag, 14. September, 10 Uhr, die 24. Kantate zum Mitsingen. Barockmeisters Gottfried August Homilius, vermutlich ein Schüler Johann Sebastian Bachs, wurde vor 300 Jahren geboren. Ihm zu Ehren hat KMD Ute Debus seine festliche Kantate „Preis, Jerusalem, den Herrn“ ausgewählt. Alle Singwilligen sind herzlich zur Probe am Mittwoch, 10. September, 20 Uhr, und Freitag, 12. September, 19 Uhr, ins Gemeindehaus Altstadt eingeladen. (Dieser Satz nicht in UK, da zu spät.)

Wer gerne mit der Kantorei gemeinsam singt, kommt in dieser Saison gleich noch zweimal auf seine Kosten. Für das Siegerland als eine Premiere bietet der Chor am 28. Dezember das Weihnachts-Oratorium als ein „Singalong“ an. Wer Interesse hat, kann, die entsprechenden Noten vorausgesetzt, an dem Experiment teilnehmen: Quasi aus dem Stehgreif sollen die Kantaten I bis III aus Bachs „Weihnachtsoratorium“ musiziert werden. Drei freiwillige Probenangebote sind zuvor eingeplant. Ein Experiment, das in zahlreichen Städten schon mit großem Erfolg durchgeführt wurde.

Anders geht es bei dem offenen Chorprojekt zu, das Duke Ellingtons „Sacred concert“ komponiert hat. Hier müssen die Projektsänger wieder ordentlich proben. Diese geistliche Musik, die der legendäre Jazzmusiker in seinen letzten Lebensjahren komponierte und sehr schätzte, wird mit der Uni-Big Band zur Aufführung kommen. Probenbeginn ist Donnerstag, 16. April, 19.45 Uhr.

Freunde des Vokalensembles „capella cantabilis“ kommen nicht zu kurz. „Totentanz“ heißt das Konzert, das zum Ewigkeitssonntag am Samstag, 22. November in der Nikolaikirche Siegen und am Sonntag, 23. November in der Ev. Kirche Erndtebrück zu hören sein wird. Neben einigen Motetten steht hier Hugo Distlers „Totentanz“ auf dem Programm, bei dem Schauspieler Jan Becker die zwischen den Chorstücken eingefügten Texte vorträgt und ein Tänzer die Musik in Szene setzt.  Auch Samuel Barbers berühmtes „Adagio für Streicher“ wird erklingen, interpretiert von der Camerata instrumentale Siegen.

Unter der Überschrift „Shalom – Kirche trifft Synagoge“ steht das zweite eigenständige Projekt des Vokalensembles im Mai 2015, das in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit durchgeführt wird. Vereint werden synagogale Gesänge mit reizvollen Werken für Bratsche und Orgel. 

Doch auch solistische Konzerte bietet das Programm der Kantorei Siegen. Seit 20 Jahren gibt es das „Studio für Neue Musik“, das unter der Federführung von Prof Martin Herchenröder an der Universität Siegen gegründet wurde. Am 2. Februar wird Herchenröder bedeutenden Orgelwerken des 20. Jahrhunderts eigene Kompositionen gegenüberstellen. Am 20 November wird der Komponist für eine halbe Stunde Orgelmusik zum Thema Schmerz erläutern und erklingen lassen.

Mit dem Blechbläserensemble „pro musica sacra“ steuert ein weiterer treuer Begleiter der Kantorei zwei Konzerte bei: Am 26. Oktober sollen die Hörer in die Romantik entführt werden. In diesem Konzert erfolgt der Stabwechsel innerhalb des Blechbläserensembles. Tobias Schütte übernimmt die Leitung der Blechbläser von Eckehard Pankratz, der aber weiterhin dem Ensemble angehören wird. Auf musikalische Weltreise begibt sich „pro musica sacra“ im Juni in der Nikolaikirche.

Notieren sollten sich Freunde guter Orgelmusik den 21. September. Im Rahmen der 20. „Siegener Orgelwochen“ gastiert der renommierte Organist Johannes Geffert u.a. mit Werken von Bach und Franck in der Nikolaikirche.

Geschäftsleiterin Hannelene Reuter-Becker konnte die Preise wieder einmal stabil halten. Weitere Informationen sind im Internet zu finden unter www.kantorei-siegen.de Hier können auch bequem Tickets gekauft und Plätze reserviert werden.

kp

 

Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)

Ute Debus und Andrea Müller (v. li.) laden herzlich zu den Konzerten der Kantorei Siegen ein.

 

 

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