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Zu-Flucht - als Flüchtling unterwegs
Evau-Schüler präsentierten ihre Diakonischen Projekte 2015

8.6.2015

Das Thema Flüchtlinge nahm in diesem Jahr beim Projekttag der Jahrgangsstufe Q1 am vergangenen Dienstag (2. Juni 2015) im Evangelischen Gymnasium in Weidenau eine besondere Stellung ein. In einer aufwendigen Rauminstallation wurde optisch und akustisch der Weg von Flüchtlingen nachgespürt. Mendy Stephan erläuterte das Projekt „Zu-Flucht“ am Eingang in den dunklen Tunnel. Ein Musikgrollen, das sich mitunter wie ein Schiffsdieselmotor anhörte, begleitete den Weg durchs dunkle Ungewisse. Mit grünem und blauem Licht ausgeleuchtet hingen an den Seiten des Tunnels Bilder, die Stationen von Flüchtlingsschicksalen auf dem Weg nach Europa zeigten. Den Tod vor Augen erreichen viele Flüchtlinge nicht das vermeintlich sichere Festland. Wieder ins helle Licht gelangend, wurde der Weg über den Asylantrag bis zur spartanisch ausgestatteten Asylunterkunft dargestellt. Die Firma JAKOBsoundtracks hatte für das Projekt die Soundinstallation eingerichtet.

 

Willkommenskultur leben

Etliche Schüler hatten sich seit Anfang des Jahres für neu angekommene Flüchtlinge und Asylbewerber in den städtischen Übergangseinrichtungen Im Köhlerweg und Im Wiesental engagiert. Flüchtlinge aus dem Köhlerweg wurden in die Schule eingeladen und konnten in der Schulmensa zu Mittag essen. Durch freundliche Ansprache, gemeinsame Stadtrundgänge und andere zahlreiche Aktionen trugen sie dazu bei, dass die Flüchtlinge sich hier nicht als Fremde fühlen, sondern sich schneller in das gesellschaftliche Leben integrieren konnten. In der Unterkunft Wiesental wurden etwa 10 Kinder und Jugendliche von einer Schülergruppe betreut. Gemeinsam besuchten sie städtische Einrichtungen und ebneten ihnen durch Spiel- und Freizeitangebote den Kontakt zu Gleichaltrigen. Hierdurch erfuhren die Schüler viel über Fluchtgründe, Herkunftsländer oder Asylverfahren. Superintendent Peter-Thomas Stuberg: „Durch das Kennenlernen einer konkreten erzählten Lebensgeschichte erhalten Menschen einen Namen, ein Gesicht. Es wird einem sehr bewusst, was wir für ein Glück haben, hier leben zu dürfen.“

Religionsfreiheit war nie selbstverständlich. Etliche Schautafeln griffen das Thema Christenverfolgung auf. Vom ersten Märtyrer Stephanus im Jahre 36 bis zur Zeit der Hugenotten und Waldenser gingen die Schüler schweren Schicksalen von Glaubensflüchtlingen gestern und heute nach.

Die protestantische Kirche der Waldenser und die als Hugenotten bezeichneten französischen Protestanten wurden im Mittelalter bzw. im 15. und 16. Jahrhundert stark verfolgt. Letztere Verfolgung lösten Fluchtwellen in die umliegenden protestantischen Länder aus.

Die Schülerinnen Annika Seidel, Lena Fünfsinn, Ann-Sophie Alfes und Katharina Hermann hatten sich 12 Tage lang auf den Waldenserpfad begeben. Sie waren zwar nicht auf der Flucht, konnten aber ihre eigenen Pilgererfahrungen machen, die sie in einem Film festhielten. Von Dieulefit in der Provence ging der Pilgerweg bis nach Mens. Etwa 130 km, immer mit einem 16 kg schweren Rucksack auf dem Rücken. Nicht der Beginn wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten, war eine Erkenntnis der Schülerinnen.

 

Über 30 Projekte

Die diesjährigen deutlich über 30 Projekte entstanden aus unterschiedlichen Kursen. Das Tabu-Thema Tod griffen die Schüler im Kurs Biologie-Religion unter der Überschrift auf: Den Tod vor Augen … oder „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden!“. Im Kurs Physik-Religion machten sich die Schüler auf die Suche nach einem neuen Umgang mit der alten Erde. Klimaschutz wurde als Schlüsselfrage für unsere Zukunft verstanden. Den Glaubensflüchtlingen gestern und heute wurden im Kurs Französisch-Religion vielfältig nachgespürt und der Kurs Erdkunde-Religion lies Frauenfragen weltweit in den Focus nehmen. Wie gehören Gesundheit und Glaube zusammen? Der Kurs Sport-Religion gab in der Sporthalle Antworten.

 

Diakonisches Lernen

Diakonisches Lernen hat im Evangelischen Gymnasium seit langem einen hohen Stellenwert. Glauben, so vermittelt die Schule in kreiskirchlicher Trägerschaft, ist nicht nur ein Für-wahr-Halten und auch nicht nur ein persönliches Vertrauensverhältnis zu Gott. „Glauben ist auch ein Lebensweg, Hoffen und Handeln, Mitarbeit für eine bewohnbare Erde“, sagt Dr. Astrid Greve, die den Projekttag verantwortet. „Diakonisches Lernen heißt zu lernen, was im biblischen Sinne Gerechtigkeit heißt. Die damit gemeinte „diakonische Praxis“ ist nicht nur auf karitatives, helfendes Handeln beschränkt, sondern ist soziales, gesellschaftliches und politisches Engagement im Sinne einer Verantwortung für eine humane und gerechte Gestaltung des Lebens.“ In diesem Sinne ist diakonisches Lernen nicht nur Sache des Religionsunterrichts, so die Pädagogin, sondern aller Fächer und der ganzen Schule; es geht um die Mitarbeit an der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.

kp

 

Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri)

 

Superintendent Peter-Thomas-Stuberg setzte sich der Rauminstallation „Zu-Flucht“ aus und führte intensive Gespräche mit den Schülern.

 

Katharina Hermann und Ann-Sophie Alfes erzählen Superintendent Peter-Thomas Stuberg von ihren Pilger-Erfahrungen in Frankreich.  

Im Bild: Katharina Hermann, Ann-Sophie Alfes und Superintendent Peter-Thomas Stuberg (v.li.)

 

In der  Sporthalle griff der Kurs „Sport-Religion“ mit viel Bewegung und Information die Themen Körperbewusstsein, Ernährung sowie Gefahrenstoffe für den Körper auf.

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