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Hand in Hand in Siegen
Eine Menschenkette gegen Rassismus, Terror und Vorurteile

18.8.2015

Fast 2000 Menschen bildeten in Siegen am vergangenen Freitag (14. August 2015) eine Menschenkette zwischen Kirchen und Moscheen quer durch das Hüttental. Sie setzten ein Zeichen für ein freies und glückliches Zusammenleben in der Stadt Siegen. Menschen jeden Glaubens, Bürgerinnen und Bürger, reichten sich die Hand zu einem Band des Vertrauens.

An der katholischen Kirche St. Joseph in Siegen-Weidenau versammelten sich am Freitagnachmittag viele Menschen aus der Stadt und der Umgebung zur Auftaktveranstaltung, um die Aktion zu unterstützen und an dem Zeichen persönlich mitzuwirken.

Alexandra Podstawa, katholische Gemeindereferentin, moderierte die Auftaktveranstaltung: „Ich bin überwältigt, wie viele Menschen unserem Auftakt gefolgt sind.“

Mitorganisator und Ideengeber Martin Eerenstein, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Weidenau und Mitglied des Runden Tisches der Religionen in Siegen, eröffnete die Veranstaltung mit den Worten: „Wir haben euch eingeladen, euch die Hand zu reichen. Und ihr seid gekommen in so großer Zahl. Schaut euch um! Schaut euch ins Gesicht. So viele und so interessante Menschen stehen hier ganz nah beieinander. Und gleich werdet ihr euch die Hand geben. Ihr alle!“

Er berichtete, wie es am Runden Tisch der Religionen zu der Menschenkettenidee gekommen war. Ursprünglich sei man von 1000 Menschen ausgegangen, die vielleicht mitmachen würden. Politische Parteien hätten die Aktion unterstützt. Gewerkschaften hätten beraten. Und auch die Schulen hätten ihr Mitmachen signalisiert. Eerenstein: „Toleranz ist nicht genug! Wenn nur Toleranz herrscht, werden wir nicht in Frieden leben. Dann gibt es viele Einzelne und es gibt viele Minderheiten. Und es ist ganz einfach, auf eine Minderheit einzuprügeln. Wer nur tolerant ist, dem entgeht das Interessanteste und Schönste. Nämlich, den anderen zu entdecken.“

Der Hausherr und katholische Pfarrer Karl-Hans Köhle machte deutlich: „Ja, wir alle sind Gottes Kinder, jeder und jede von uns ist Geschöpf Gottes, ob er nun Christ sei, Jude oder Muslim, ob er Atheist sei oder Agnostiker, ob er Zweifelnder und Suchender ist. Er zitiert Papst Franziskus: „Ein gläubiger Mensch ist wesentlich ein Mensch, der auf einen anderen Gläubigen – oder auf einen, der nicht glaubt – zugeht und ihm die Hand entgegenstreckt.“

Der Pfarrer erinnert an Menschen auf der Flucht: „So wie Menschen sich rund um die Sporthalle der Uni Siegen und in Burbach und an anderen Orten im Siegerland für Flüchtlinge einsetzen, lassen Sie uns auch an die vielen Menschen denken, die in Syrien, im Irak, in Nigeria und anderswo unter islamistischem Terror (IS, BoKo Haram u.a.) leiden. Es ist grausam, was sich dort abspielt, und die Weltöffentlichkeit beachtet es kaum. Und an die Politik gewandt: „Machen sie diesem grausamen Treiben ein Ende! Lassen sie uns die Menschenkette auch für die Verfolgten weltweit bilden.“

Eine engagierte Schülerin des Gymnasiums am Löhrtor bestieg nun das Podium und schaute interessiert in die Menge: „Ich bin Dicle Aslan und ich bin Mensch. Ich will die Welt retten. Wir können alle zusammenhalten, wenn wir nur wollen. Dann hat das Negative keine Chance.“

Anschließend verteilten sich die vielen Menschen quer durch das Hüttental und bildeten die Menschenkette. Es dauerte eine Weile, bis alle ihren Platz gefunden hatten. Ordner an verschiedenen Stationen kennzeichneten die Abschnitte. Polizei, THW und Feuerwehr sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Die Glocken von St. Joseph läuteten. Das war das Startsignal. Die vielen unterschiedlichen Menschen quer durch das Hüttental fassten sich an der Hand und bildeten eine beeindruckende Menschenkette entlang von Kirchen, Moscheen und Schulen.

Nach der zeichenhaften Menschenkette gingen viele zurück zur St. Josephs Kirche und feierten die gelungene Aktion. In vielen Gesprächen und bei leckerem Essen lernte man einander kennen. Die Musik lieferte die  Band „MORONS ALL AROUND“. Alexandra Podstawa gab die offiziellen Zahlen der Polizei bekannt: „Fast 2000 Menschen haben sich an der Aktion beteiligt.“

Initiator der Menschenkette war der Runde Tisch der Religionen in Siegen. Über 40 unterstützende Kirchen und Gemeinden, Moscheegemeinden, muslimische Vereine, Parteien, Schulen, Gewerkschaften  und Verbände unterstützten die beeindruckende Aktion.

Weitere Informationen: www.fuereinandereinstehen.de

kp

 

Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri)

Bild oben:

Von der katholischen Kirche St. Joseph aus bildeten fast 2000 Menschen ein Band des Vertrauens quer durch das Hüttental.

 

Das Gruppenfoto der beteiligten Organisationen vor der Kirche St. Joseph.

 

Viele Menschen nahmen an der Auftaktveranstaltung teil.

 

Gemeindereferentin Alexandra Podstawa begrüßte die vielen Teilnehmenden.

 

Der evangelische Pfarrer Martin Eerenstein machte deutlich, dass Toleranz alleine zu wenig sei. Er empfiehlt auf einander zuzugehen.

 

Hausherr und Pfarrer Karl-Hans Köhle lenkte den Blick auch auf die vielen Flüchtlinge weltweit.

 

Schülerin Dicle Aslan. „Ich will die Welt retten:“

 

Impressionen: Die Menschenkette formiert sich. Die Polizei hält den Autoverkehr an.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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