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„Pilgern ist nichts für Weicheier“
Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit führte durchs Siegerland

9.11.2017

Sie kamen gegen Mittag von Weidenau aus nach Oberfischbach und wurden dort mit Glockengeläut vom evangelischen Ortspfarrer Michael Junk und seinem katholischen Amtskollegen Reinhard Lenz, Pfarrer in St. Marien Freudenberg, empfangen. Vor 12 Tagen war die 28-köpfige ökumenische Pilgergruppe, darunter auch ein Pilger aus Uppsala/Schweden, auf der Wartburg in Eisenach aufgebrochen. Durch die Deutschen Mittelgebirge pilgerten sie über den Elisabethpfad, Jakobswege und alte Römerstraßen nach Marburg und kamen über Rudersdorf in den Evangelischen Kirchenkreis Siegen. In Rudersdorf übernachtete die Gruppe und nahm am Sonntagsgottesdienst teil. Glücklicherweise wütete Orkan Herwart im Siegerland nur mäßig, so dass die Pilgergruppe sich gefahrlos wieder auf den Weg machen konnte. Weiter ging es nach Siegen Weidenau, wo die Pilger abends von der dortigen Kirchengemeinde empfangen wurden und etwas über die nachhaltige Siegerländer Haubergswirtschaft erfuhren. Nun befanden sie sich unter der Leitung des ortskundigen Friedhelm Schmidt auf dem etwa 25 km langen Teilstück nach Friesenhagen und machten mittags Rast in Oberfischbach.

Der Empfang in Oberfischbach war überaus herzlich. Frauen aus der Gemeinde hatten drei leckere Suppen zur Auswahl vorbereitet. Obstschalen standen auf den Tischen. Doch bevor der Hunger gestillt wurde, kehrten die Pilger zu einer ökumenischen Andacht in die Johanneskirche ein.

Michael Junk begann die Andacht mit dem liturgischen Gruß: „Geschaffen, um die Schöpfung zu bebauen und zu bewahren, in Jesus Christus versöhnt und im Heiligen Geist Zeugnis abzulegen.“ Mit Blockflötenbegleitung stimmten die Pilger ein „Ich lobe meinen Gott.“ Pfarrer Lenz, selbst  erfahrener Pilger, wusste von der zwischenmenschlichen Erfahrung zu berichten, miteinander zu gehen und miteinander zu reden. Lenz: „Es ginge manches viel besser, wenn man nur ginge.“ In der Andacht hörte die Pilgergruppe auf den Bericht nach dem Lukasevangelium, wonach zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus dem auferstandenen Jesus Christus begegneten.

 

Beim Mittagessen bemerkte Renate Heines, katholische Pilgerin aus Koblenz: „Pilgern ist nichts für Weicheier. Die Strecke durch das Mittelgebirge ist anstrengend. Und nachts auf einer dünnen Isomatte zu schlafen, ist auch nicht jedermanns Sache. Nicht überall besteht die Möglichkeit zu duschen.“

Beeindruckt war die Pilgergruppe von dem überaus gastfreundlichen und wertschätzenden Empfang in den Siegerländer Gemeinden. Allzu lange konnte sich die Pilgergruppe nicht in Oberfischbach ausruhen. Durch die Zeitumstellung wurde es früher dunkel. Noch bei Tageslicht wollte die Gruppe das Tagesziel, einen  Bauernhof in Niedersolbach bei Friesenhagen, erreichen.

Am 4. November will die Pilgergruppe nach zurück gelegten 345 km pünktlich auf dem UN-Campus in Bonn eintreffen. Hier tagt vom 6. bis 17. November die UN-Weltklimakonferenz.

 

Der zweite Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit unter dem doppeldeutigen Motto „Geht doch weiter!“ wurde überwiegend von einem ehrenamtlichen Team vorbereitet, wusste Pfarrer Volker Rotthauve von der Evangelischen Kirche von Westfalen zu berichten. Rotthauve: „Die Pilger gehen stellvertretend für viele Kirchengemeinden.“ Fast ein Jahr dauerten die Vorbereitungen. Auf dem „Klimapilgerweg“ verbinden Christen verschiedener Konfessionen ihre Freude am Gehen mit dem Einsatz für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit. Zum Klimapilgerweg gehören ökumenische Andachten in den Kirchen oder an besonderen Orten am Weg. Weitere Informationen: www.klimapilgern.de

kp

 

Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)

Bild oben:

An der evangelischen Johanneskirche in Oberfischbach angekommen, wurde die Pilgergruppe mit Glockengeläut von Ortspfarrer Michael Junk und seinem katholischen Amtskollegen Reinhard Lenz empfangen.

 

In die Kirche kehrte die Pilgergruppe zu einer ökumenischen Andacht ein, die die Pfarrer Reinhard Lenz und Michael Junk (v. li.) gestalteten.

 

 

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