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Von Kletter-Kirchen und Caféhaus-Gottesdiensten
Bob und Mary Hopkins aus England berichteten in Büschergrund über neue Formen von Gemeinde
4.3.2018
„Wie die Kirche wachsen kann“, so lautete der Titel des Vortrags, den das Missionarsehepaar Bob und Mary Hopkins am Donnerstagabend im evangelischen Gemeindehaus Büschergrund präsentierte. Die Beiden waren damit einer Einladung des Synodalen Ausschusses „Gemeinsam unterwegs“ des Evangelischen Kirchenkreises Siegen unter Initiative von Heike Dreisbach, Referentin für Erwachsenenbildung, Pfr. Ulrich Schlappa und Pfr. Michael Junk gefolgt und arrangierten gerne einen weiteren Abend auf der Durchreise zum Missionale-Event nach Köln, um den Siegerländern von Fresh X zu berichten. Fresh X, das ist eine kirchliche Initiative, die mittlerweile nicht mehr nur unter einzelnen Haupt- und Ehrenamtlichen bekannt ist, sondern bereits weite Kreise in ganz Deutschland zieht, Tendenz steigend. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter der Bewegung mit dem einprägsamen Namen, der ausgeschrieben „Fresh Expressions of Church“ bedeutet und zu Deutsch so viel heißt wie „Frische und neue Formen von Kirche“?
Die Antwort darauf und gleich noch viel mehr spannende Erfahrungsberichte hielten Bob und Mary Hopkins in ihrem anschaulichen Vortrag bereit und machten ihren Zuhörerinnen und Zuhörern im nahezu voll besetzten Gemeindehaus knappe zwei Stunden nachdrücklich Mut, etwas Neues zu wagen. Denn genau darum geht es bei der Fresh X-Bewegung, deren Mitgründer-Pioniere Bob und Mary selbst waren. In Zeiten rückläufiger Gottesdienstbesuche und schrumpfender Mitgliedszahlen muss sich Kirche weiterentwickeln, muss Kirche „Neues wagen“ und neue Wege einschlagen. Das heißt nicht, dass Altes weichen muss, sondern viel eher, dass sich Tradition und Einheit der kirchlichen Lehre mit neuen Formen und Ausdrucksweisen von Kirche verbinden soll. Fresh X bietet also neue „Design-Möglichkeiten“ bei gleichem Inhalt. Beispiele hierfür sind etwa kirchliche Kreise oder Gruppen, die sich in einem Café treffen und dort Gemeinschaft leben oder Jugendgruppen, die in einem alten, ungenutzten Kirchengebäude eine Kletterwand gebaut haben und ein „Über-sich-Hinauswachsen“ im Glauben dort ganz anschaulich erleben können. Kurz um: Kirche im Lebensalltag der Menschen. Eine Idee, die, angestoßen durch die Gedanken von Bob und Mary Hopkins, zunächst in England ihren Anfang genommen hat und dort trotz oder gerade wegen der niedrigen Kirchenmitgliedszahlen von nur 10% der Gesamtbevölkerung einen rasanten Aufschwung verbuchen konnte und weiterhin kann. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt solange der Inhalt stimmt, so Bob Hopkins, der übrigens versicherte, „dass die Deutschen dabei noch weitaus kreativer seien als die Engländer“. Das Siegerländer Publikum lauschte also entsprechend gespannt als Bob und Mary einige Prinzipien erläuterten, an denen sich eine Fresh X-Bewegung ausrichten könne. Allen voran das Prinzip der Gemeinschaft. Fresh X basiert darauf, Gemeinschaft zu haben. Vor allem mit den Menschen, die man im Alltag oft nur nebenbei wahrnimmt. „Es geht darum zu hören, wo Gott uns hin ruft“, so Mary Hopkins, die selbst mit ihrem Mann in Englands Norden zog um sich in sozial schwachen Milieus der nordbritischen Industriestädte zu engagieren. „Man könne sich kaum ausdenken, wo und wie Gott Beziehungen schaffen würde, aus denen ganz Großes erwachsen kann“, so Bob Hopkins im Gespräch.
Ob so etwas auch im Siegerland möglich sei und wie sich Fresh X-Projekte in ländlichen Gebieten darstellen können, das waren vor allem Fragen, die die Pfarrer der Ortsgemeinden Freudenberg und Oberfischbach Ulrich Schlappa und Michael Junk beschäftigten. Auch in der anschließenden Publikumsdiskussion drängten viele Fragen der Zuhörenden in diese Richtung. Bob Hopkins Antworten waren allerdings ebenso einfach wie herausfordernd: „Es gehört immer eine große Portion Risikofreude dazu, nebst ausdauerndem Gebet und der festen Absicht nicht aufzugeben“.
Eine herausfordernde Aufgabe also, zu der Bob und Mary Hopkins am Donnerstagabend ihr Publikum ermutigten oder, um es in Fresh X-Sprache auszudrücken, eine „riesige Challenge“. Aber eine Challenge, die sich lohnt. Man darf also gespannt sein, wann und wo im Siegerland die ersten Caféhaus-Gottesdienste, Kletter-Kirchen oder Gebetsstunden im Hauberg entstehen werden.
Text und Foto: Miriam Müller-Schewtschuk
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Die Mitgründer der Fresh X-Bewegung Bob und Mary Hopkins (von links), ihre Übersetzerin und Mitarbeiterin am CVJM-Kolleg Katharina Haubold und die Gemeindepfarrer Ulrich Schlappa und Michael Junk.