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H2O - dran glauben in Siegen
Jugendtanzproduktion der besonderen Art
18.1.2012
Das H2O nicht nur die chemische Formel für das Lebensmittel Wasser ist, zeigten die 17 Jugendlichen aus Siegen in ihrem Tanzprojekt H2O dran glauben in Siegen. Jetzt hatte das Stück Premiere im Siegener Apollo-Theater. In nur 26 Tagen entwickelten sie ihr eigenes Tanzstück. Sie haben einen Imam interviewt und in einer Kirche getanzt. Sie haben sich selbst und Siegener Bürger mit einem Aufnahmegerät in der Hand befragt, woran sie glauben, was sie zweifeln und was sie weiter machen lässt.
Ich mache weiter, weil ich an mich glaube, weil die Hoffnung zuletzt stirbt, weil aufgeben nichts bringt, weil ich eine Familie habe, weil ich leben möchte, ist von den jugendlichen Tänzerinnen und Tänzern zu hören. Sie setzen Einstellungen, Gefühle, Erlebnisse in Bewegung. Sie stürzen sich ins Leben. Fallen und rappeln sich wieder auf. H steht in dem Tanzstück für Mensch (human) und O für Hoffnung (ordnen) schreibt Semir Zarifovic, einer der Tänzer im Begleitheft. Es gibt doppelt so viele Menschen wie es Hoffnung gibt. Man muss die Chance nutzen, ein Stück davon abzukriegen, so Zarifovic auf der Bühne.
Hier wird die bekannte Reise nach Jerusalem gespielt. Die Jugendlichen laufen um einen Stuhlkreis herum und setzen sich spontan. Ein Stuhl ist immer zu wenig, so dass nie alle einen Platz bekommen. Bei jedem Durchgang ist für einen die Reise zu Ende. Und dann?
In einer anderen Szene gibt man sich gegenseitig Halt, stützt einander, hält einander. Fallen und aufstehen. Nur nicht liegen bleiben.
Der Lebenstanz vollzieht sich vor einem schmelzenden Eisblock als Bühnenbild. Kamera und Beamer projizieren den Eisblock in einem Aquarium auf den Bühnenhintergrund. Die Zeit vergeht, das Eis schmilzt. Das Geheimnis des Bühnenbildes wird sichtbar als technische Apparatur auf die Bühne geschoben.
Zum Schluss wird es bunt und laut. Pinkfarbene Luftballone kommen ins Spiel, werden mit einer Windmaschine ins Publikum geblasen. Das Stück überträgt sich auf die Zuschauer. So mancher Luftballon zerplatzt, gleich einem Lebenstraum. Ein anderer Luftballon kommt daher, der nicht zerplatzt.
Die Jugendlichen haben die Texte und Tanzszenen selbst erarbeitet. Für die Qualität der Darstellung sorgen die beiden Berliner Choreografen Ulrike Flämig und Francisco Cuervo. Initiatoren dieser Aufführung sind Apollo-Intendant Magnus Reitschuster und Astrid Greve, Lehrerin am Evangelischen Gymnasium Weidenau. Pädagogisch begleitet wurden die Jugendlichen von Günter Westerholt, Jugendreferent des Evangelischen Kirchenkreises Siegen. Eine Hoffnung der jungen Tänzerinnen und Tänzer hat sich erfüllt. Ein Bühnenprogramm, unterhaltsam wie nachdenkenswert gleichermaßen, mit einer gut besuchten Premierenveranstaltung.
Nach Kickstart und SMS Liebe ist H2O die dritte Art eines Jugendlichen Tanztheaters, das Kreativität, Disziplin, Raum- und Körpergefühl sowie ein geordnetes Miteinander der Jugendlichen herausfordert.
Erneut zu sehen ist das Tanzprojekt am 19. April im Apollo-Theater im Rahmen der zweiten Siegener Biennale.
H2O dran glauben in Siegen ist eine Koproduktion des Apollo-Theaters mit der Gustav-Heinemann Friedensgesellschaft e.V. in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Martini-Kirchengemeinde und dem Referat für Jugendarbeit und Gemeindepädagogik des Evangelischen Kirchenkreises Siegen. Unterstützt wurde die Produktion von der Hoppmann-Stiftung Demokratie im Alltag sowie dem Lions Club Siegen.
kp
Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri)
Impressionen aus der Jugendtanzproduktion H2O. In 26 Tagen brachten 17 Jugendliche unter professioneller Leitung ein beeindruckendes Tanztheater auf die Apollo-Bühne.