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Die herzliche Gemeinschaft in der Kirchenleitung wird fehlen
Friedhelm Knipp aus der Kirchenleitung in Bielefeld verabschiedet
16.1.2013
Am vergangenen Sonntag (13.1.2013) wurden in der Altstädter Nicolaikirche in Bielefeld die neugewählten Mitglieder der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) in einem feierlichen Gottesdienst in ihre Ämter eingeführt und die ausscheidenden Mitglieder verabschiedet. Unter den ausscheidenden Mitgliedern war Oberregierungsrat a.D. Friedhelm Knipp aus Kreuztal-Fellinghausen, dessen achtjährige Amtszeit zu Ende ging. Knipp, viele Jahre in der Kirchengemeinde Kreuztal und auch auf Kirchenkreisebene ehrenamtlich tätig, steht für eine reformiert geprägte Frömmigkeit. Der südwestfälische Raum ist derzeit nicht mehr in dem zweithöchsten Leitungsgremium der westfälischen Landeskirche vertreten.
Zu seiner Arbeit und seinen Erfahrungen in dem kirchlichen Leitungsgremium äußerte sich Knipp auf Fragen von Karlfried Petri.
Wie werden die ehrenamtlichen Mitglieder auserkoren? Gibt es regionale Ansprüche auf einen Sitz?
Zu den 18 Mitgliedern der Kirchenleitung gehören 11 Nebenamtliche, davon drei Theologen und acht Mitglieder aus anderen Berufen. Das Gremium wird für acht Jahre von einer Landessynode gewählt, die im Jahr der Presbyterwahl neu zusammengesetzt ist. Die Wahlvorschläge macht der ständige Nominierungsausschuss der Landessynode, der die Kandidaten im gesamten Bereich der Landeskirche sucht. Dabei sollen persönliche Eignung, Erfahrung in kirchlichen Aufgaben, besondere Kenntnisse in den Aufgabenfeldern der Landeskirche, die verschiedenen Frömmigkeitsstile und Regionen unserer Landeskirche beachtet werden. Diese Vorgaben der Kirchenordnung sind für den Ausschuss eine schier unlösbare Aufgabe. Es gibt keine Bewerbung um einen Sitz. Der Ausschuss lädt Kandidaten zur Vorstellung ein und macht der Synode einen Vorschlag. Es gibt keine persönlichen, gruppenspezifischen, regionalen Ansprüche auf einen Sitz.
Welche Aufgaben werden in der Kirchenleitung wahrgenommen?
Das oberste kirchenleitende Organ ist die Landessynode. Die Kirchenleitung hat die Beschlüsse der Landessynode umzusetzen und neue Beschlüsse der Landessynode vorzubereiten, dazu gehören z.B. Verordnungen und Gesetzestexte. Sie wacht über Verkündigung, Bekenntnisstand, Einhaltung der Ordnungen, übt die Aufsicht aus über die kirchlichen Körperschaften und das kirchliche Finanzwesen, verantwortet die Aus- und Weiterbildung aller kirchlichen Mitarbeiter und vertritt die EKvW im Rechtsverkehr.
Wie hoch ist der Arbeitsaufwand für Ehrenamtliche in der Kirchenleitung?
Jeden Monat außerhalb der Sommerferien tritt die Kirchenleitung zwei Tage zusammen. Hinzu kommt die jährliche sechstägige Landessynode. Viel Zeit beanspruchen Einzelveranstaltungen wie Empfänge, Einführungen, Verabschiedungen, thematische Sonderveranstaltungen, Treffen mit Politikern und Berufsgruppen. Jedes Mitglied ist gefordert in Fachausschüssen mitzuarbeiten, die meist 4-mal jährlich tagen. So kommen leicht 60 bis 70 Sitzungstage im Jahr zusammen; eine hohe Anforderung, die von Berufstätigen kaum zu erfüllen ist.
Als pensionierter Landesbeamter konnte ich dafür die Zeit leichter aufbringen, obwohl die große Entfernung Siegen-Bielefeld für mich viel zusätzliche Reisezeit erforderte.
Was waren schwere Entscheidungen?
Als in den vergangenen Jahren die Kirchensteuereinnahmen zurückgingen, mussten wir Sparmaßnahmen beschließen. Dazu gehörte die Kürzung der Besoldung der Theologen (kein Urlaubsgeld und keine Weihnachtszuwendung mehr, keine Beförderung mehr in die höhere Besoldungsgruppe). Das waren harte Einschnitte, die Pfarrer und Pfarrerinnen trotz steigender Arbeitsbelastung verkraften mussten.
Hatten Sie schöne Momente bei der Wahrnehmung dieser Aufgabe?
Zu den schönsten Erlebnissen zähle ich die Abendmahlsfeiern im kleinen Kreis bei den jährlichen Klausurtagungen. Unvergessen sind die schönen Gottesdienste und die besonderen Feste. Gerne denke ich an die Kirchenleitungsreisen in unsere Partnerkirchen in Rumänien, Polen, Belarus, Türkei, Tansania und Kamerun zurück, die herzlichen Begegnungen, die ansteckend fröhlichen Gottesdienste und die unerwartete Vielfalt der Gemeindearbeit in diesen Kirchen.
Wofür sind Sie besonders dankbar?
Für die herzliche Gemeinschaft in der Kirchenleitung, das freundschaftliche und vertrauensvolle Miteinander in der Arbeit und die fröhlichen gemeinsamen Stunden außerhalb der Arbeit. Wir sind Freunde geworden, Schwestern und Brüder in Christus.
Mit welchen Gefühlen kommen Sie nach Ihrer letzten Landessynode aus Bielefeld zurück?
Ich bin seit 12 Jahren Mitglied der Landessynode, davon 8 Jahre in der Kirchenleitung. Während der Landessynode im Herbst des vergangenen Jahres habe ich immer wieder gedacht: Es ist das letzte Mal
! Der Abendmahls-Gottesdienst zur Eröffnung, der Präses-Bericht, die Grußworte ökumenischer Gäste, die vielen bekannten Menschen im Plenum, der kleine Kreis beim täglichen Morgengebet, die intensiven Sachdiskussionen, der gemütliche Ausklang abends im Hotelrestaurant ¬- all das wird mir schon fehlen. Mir ist bewusst, dass ein Wiedersehen mit vielen Freunden wegen der großen Entfernungen nicht möglich sein wird. Das stimmt mich traurig, aber die Dankbarkeit für alles Erlebte überwiegt.
Wer tritt Ihre Nachfolge in der Kirchenleitung an?
Ich habe immer gehofft, dass sich eine Nachfolge aus unserer Region für meinen reformierten' Sitz in der Kirchenleitung finden lässt. Die Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt. Für ganz Südwestfalen wird es derzeit kein Mitglied in der Kirchenleitung geben. Meine Nachfolgerin ist Ute Kerlen aus Ostwestfalen, die das reformierte Bekenntnis vertreten wird. Sie ist ehrenamtlich in vielen Aufgaben engagiert und beruflich in landwirtschaftlichem Betrieb tätig. Ich wünsche ihr Gottes Segen für ihre Aufgabe.
In unserer letzten Sitzung fragte uns Präses Kurschus nach unserem Vermächtnis für die EKvW. Ich wünsche unserer Kirche, dass die Botschaft vom Kreuz stets im Zentrum unserer Kirche steht!
kp
Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)
Acht Jahre lang war Friedhelm Knipp aus Kreuztal-Fellinghausen ehrenamtliches Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen. Am vergangenen Sonntag endete seine Wahlzeit.