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Bernd Becker spricht über die Bedeutung der Barmer Theologischen Erklärung
10.6.2024
Dass nach vier Vortrags- und Diskussionsabenden, nach sechs Schwerpunkt-Gottesdiensten und einer begleitenden Ausstellung am Ende und darüber hinaus immer noch Raum genug ist, neue, andere Positionen zu einem Text zu finden, sagt etwas aus: über die Fragen, die dieser Text stellt, die Antworten, die er gibt, die Leerstellen und Herausforderungen, über Entstehungszusammenhang und Wirkungsgeschichte, die Autoren und ihre Motivation, seine Exklusivität und seine verbindende Kraft. Die Barmer Theologische Erklärung, vor 90 Jahren als Bekenntnis der Deutschen Evangelischen Kirche formuliert und auf der Bekenntnissynode in Wuppertal-Barmen 1934 verabschiedet, stand von Mitte April bis Ende Mai im Mittelpunkt einer klug geplanten Reihe in den evangelischen Kirchengemeinden im südlichen Siegerland.
Am Jahrestag der Erklärung, dem 31. Mai, bündelte der Abschlussvortrag von Pfarrer Bernd Becker, Direktor des Evangelischen Presseverbands für Westfalen und Lippe sowie Moderator des Reformierten Bundes, noch einmal, was die Vordenker um den großen Theologen Karl Barth und auch die Delegierten in Barmen dazu trieb, in sechs Thesen zu unterstreichen, was für die Deutsche Evangelische Kirche im zweiten Jahr der nationalsozialistischen Diktatur unverhandelbar war. Und das, so Bernd Becker in der Evangelischen Kirche auf dem Burbacher Römer, finde sich bereits in den Worten der Präambel zur Barmer Erklärung: das unbedingte Bekenntnis zur Heiligen Schrift und zu Jesus Christus, die Absage an eine Unterordnung unter politische Ideologien, das Bekräftigen einer Einheit auf der Basis des Evangeliums und die Verantwortung, wider jedwede falsche Lehre aufzustehen. Damit habe man sich von den „Deutschen Christen“ und ihrer „völkischen“ Haltung zu Gott und der Welt abgegrenzt.
Die Christus-Zentrierung, die in den sechs Thesen ausgeführt werde, sei damals wichtig gewesen, um als Kirche eine Orientierung zu haben, so Bernd Becker. Dass sowohl ein Brückenschlag zu Menschen jüdischen Glaubens als auch eine Aussage zum politischen Widerstand in der Barmer Erklärung fehle, könne einerseits durchaus aus dieser primären Selbstvergewisserung verstanden werden, andererseits aus der grundsätzlichen Obrigkeitstreue des deutschen Protestantismus. Karl Barth habe im Nachhinein, etwa 1967 in einem Brief an Bonhoeffers Freund Eberhard Bethge, von der Schuld gesprochen, dass er „die Judenfrage nicht geltend gemacht habe“.
Vorwürfen, die Barmer Erklärung sei nicht weit genug gegangen, sei Barth später auch mit der Aussage begegnet, dass dieses Bekenntnis sicherlich ein Minimum gewesen wäre, „aber immerhin: es war ein Minimum“, keine Heldentat, aber doch eine widerständige Form, die er sich so oder so ähnlich auch bei Presse und Theater, im Rechtswesen und in der Armee gewünscht hätte.
Hochspannend war der Blick auf die Rezeption der Erklärung, die in der Gemarker Kirche von 137 Männern und einer Frau unterzeichnet worden war – im unmittelbaren geschichtlichen Kontext, nach dem Zusammenbruch des sogenannten „Dritten Reichs“ und im In- wie im Ausland. So hätten schon am 11. Juni 1934 lutherische Theologen aus dem Ansbacher Kreis den „Ansbacher Ratschlag“ veröffentlicht, der in acht Thesen der Erklärung von Barmen widersprach. Mit Aufmerksamkeit hätten die Kirchen in den von den Nazis besetzten Nachbarländern Holland und Frankreich die Barmer Theologische Erklärung wahrgenommen und für sich auch angenommen, skizzierte der Referent den Fortgang der Geschichte weiter.
Dass der Ökumenische Rat der Kirchen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der dann neu formierten Evangelischen Kirche in Deutschland mit einer Zusammenarbeit wieder anknüpfen konnte, sei auch in der Klarheit der Erklärung begründet gewesen, so Becker. Im Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR hätten die Barmer Thesen noch einmal eine besondere Kraft entfaltet; schließlich hätten sich die Christinnen und Christen dort weiterhin einer kirchenfeindlichen Ideologie erwehren müssen. Dass nach 1989 nicht nur im Bereich der Kirche, sondern auch in Politik und Gesellschaft, die Maßgabe war, dass „sie“, also die Menschen in der ehemaligen DDR, „von uns“ lernen sollten, sei „keine gute Entwicklung“ gewesen, so Becker: „Mit Folgen, die wir bis heute haben.“
Es sei zu beobachten, dass vielfach dort, wo die Kirche unter außergewöhnlichem staatlichen Druck gestanden habe oder stehe, die Barmer Theologische Erklärung einen guten Grund für eindeutige Positionierungen darstelle. Der Publizist und Pfarrer verwies exemplarisch auf die protestantischen Kirchen in Indonesien, Japan, Südkorea oder Südafrika, wo zum Teil auf der Basis des alten Textes weitergehende Aussagen getroffen worden seien: zu sozialer und ökonomischer Ungerechtigkeit, zu Rassismus, zu ökologischer Zerstörung.
Auch aus diesem Grund sei Barmen mehr, so Becker. „Die Erklärung ist ein lebendiges Zeugnis von Mut und Entschlossenheit.“ Sie lehre, „sich auf Christus zu konzentrieren“, sei ein Plädoyer für Mut und Zivilcourage mit unbedingter Bedeutung fürs Hier und Jetzt. Denn angesichts des wachsenden Antisemitismus und Antidemokratismus, der Islamophobie, von Klimakrise und Kriegen, einer Ökonomisierung von Gesellschaft und (vielleicht auch) der Kirche, seien die Barmer Thesen mehr als ein Zeichen von einst, sondern hätten das Vermögen, Wegweisung zu geben.
Ja, hatte Bernd Becker am Anfang seines Vortrags gesagt, die 90 Jahre alte Erklärung sei zeitgemäß. Wenn auch „nicht so hilfreich im interreligiösen Dialog“, weil doch sehr pointiert auf „Jesus allein“. Heute würde man manches dialogischer formulieren, so der in Hüttental geborene Gast aus Bielefeld. Das mindere aber ihre Bedeutung nicht.
Die letzte Veranstaltung der Südsiegerländer Reihe endete mit einem gemeinsam gesungenen Lied: „Nun danket alle Gott“, begleitet vom an diesem Abend auch solistisch brillierenden Gitarristen Justus Bien, sangen einst auch die Synodalen in Barmen. Das Gotteslob trägt. Wie es im Anfang war, so jetzt und immerdar!
Claudia Irle-Utsch
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