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Kreissynode: Kooperation wird wichtiger
23.6.2022
Die Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinden und unterschiedlichen Berufsgruppen wird nach Ansicht von Superintendent Peter-Thomas Stuberg angesichts eines absehbaren Pfarrermangels immer wichtiger. „Mein Eindruck ist, dass wir eine nachbarschaftliche Zusammenarbeit zunehmend benötigen, verstärken und auch pflegen“, sagte Stuberg auf der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Siegen, die am Mittwoch in Wilgersdorf tagte. Ausgangspunkt sei oft eine schlichte Notwendigkeit: „Es sind für die Menge an Arbeit einfach zu wenig Menschen da.“ Neben der verstärkten regionalen Kooperation zwischen benachbarten Kirchengemeinden könnten auch Interprofessionelle Pastoralteams in Zukunft eine Rolle spielen.
Nachbarschaftliche Kooperation war das Oberthema der Synodenberichte, die die Gemeinden und Einrichtungen des Kirchenkreises jährlich zu ihrer Sommertagung vorlegen. „Manche beschreiben erste zarte Pflänzchen, andere bewährte Kooperation, andere aber auch ehrlich die Grenzen und Anstrengungen“, fasste Stuberg in seinem Bericht vor den rund 120 Synodalen zusammen, die von den Kirchengemeinden und Einrichtungen entsandt werden. Als gelungene Beispiele nannte er etwa das gemeinsame Konzept zur Konfirmations-Arbeit in der Region Freudenberg, die geplante Vereinigung der Kirchengemeinden auf dem Kreuztaler Stadtgebiet oder gemeinsame Veranstaltungen der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) und der Erwachsenenbildung in den neuen Räumlichkeiten der ESG in Siegen.
Es sei hinlänglich bekannt, dass in den nächsten Jahren weniger Pfarrer im Dienst sein würden, sagte Stuberg. Zudem sei ein Pfarrer künftig für mehr Gemeindeglieder zuständig. „Ich höre mit Betroffenheit die Sorge in den Gemeinden, dass wir mit dieser Personalsituation den Kontakt zu den Menschen verlieren“, sagte der leitende Theologe des Kirchenkreises. Zugleich wies er darauf hin, dass schon jetzt nicht nur Pfarrer, sondern auch weitere haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende Beziehungen zu Gemeindegliedern pflegten – von der Kita-Leiterin über den Chorleiter bis hin zu Teamern in der Jugendarbeit. „Es geht um die Frage: Mit welchen Professionen und Berufen werden wir unseren Auftrag als Kirche in den jeweiligen Nachbarschaftsräumen künftig vertiefen und weiterentwickeln können?“, sagte Stuberg. Dabei müsse genau überlegt werden, wie die Aufgaben der einzelnen Berufsgruppen sinnvoll aufeinander bezogen werden könnten. Diese Idee verfolgt auch das Konzept der Interprofessionellen Pastoralteams, die in einigen Kirchenkreisen der Evangelischen Kirche von Westfalen bereits erprobt werden. In diesen Teams arbeiten Pfarrerinnen und Pfarrer eng mit anderen Berufsgruppen wie Gemeindepädagoginnen und -pädagogen, Diakoninnen und Diakonen oder Gemeindemanagerinnen und -managern zusammen. Die westfälische Landessynode habe gerade eine Weiterentwicklung dieses Konzepts beschlossen, bei dem allerdings noch einige rechtliche Fragen offen seien, sagte der Superintendent – beispielsweise mit Blick auf die rechtliche Ausgestaltung des Berufsbilds „Gemeindemanager“.
Aktuell sei der Pfarrermangel im Kirchenkreis Siegen zwar noch nicht spürbar, weil fast alle Stellen besetzt seien, sagte Stuberg. „Allerdings erleben wir immer schnellere personelle Veränderungen, die dann auch strukturelle Veränderungen nach sich ziehen.“ So gingen allein in diesem Jahr drei Pfarrer in Ruhestand: Martin Albrecht, zuletzt als Religionslehrer am Evangelischen Gymnasium Siegen-Weidenau beschäftigt, Gerhard Utsch aus der Kirchengemeinde Kaan-Marienborn und Hans-Jürgen Uebach aus der Kirchengemeinde Hilchenbach. Auch Pfarrer Tim Winkel aus der Kirchengemeinde Dreieinigkeit und Pfarrerin Mirjam Vögel verlassen den Kirchenkreis Siegen oder haben dies bereits getan. Zugleich freute sich Stuberg, dass Angelika Mayer-Ullmann nach ihrem erfolgreich beendeten Vikariat nun den Probedienst in der Kirchengemeinde Freudenberg angetreten habe. Ein weiterer Pfarrer im Probedienst werde im Herbst im Kreuztaler Raum erwartet.
Kooperation über Konfessionsgrenzen hinweg gab es in Siegen beim Ökumenischen Kirchentag am 18. Juni, auf den Superintendent Stuberg und der katholische Dechant Karl-Hans Köhle auf der Kreissynode zurückblickten. „Wir wollten die Menschen erreichen, die an einem Samstag durch die Stadt gehen“, sagte Köhle, leitender Theologe des Dekanats Siegen. An den Themeninseln zu den Oberbegriffen „Glaube – Liebe – Hoffnung“ hätten Passanten bei vielen verschiedenen Aktionen und Gesprächen gespürt, was Kirche mache. Ein breit aufgestelltes Musikprogramm sowie berührende Gespräche und Interviews auf der Bühne hätten dies ergänzt, fügte Superintendent Stuberg hinzu und resümierte: „Wir haben gut ökumenisch zusammengearbeitet.“
Förderung für innovative Projekte im Kirchenkreis Siegen gibt es beim Innovationsfonds „Aufbruch 57“, zu dessen Arbeit Pfarrer Jochen Wahl auf der Kreissynode einen Zwischenbericht abgab. Während zu Beginn der Corona-Pandemie überwiegend Anträge zur Digitalisierung aus Kirchengemeinden eingegangen seien, kämen nun auch zunehmend Bewerbungen zu anderen innovativen Projekten, sagte Wahl, der Vorsitzender des Auswahlgremiums ist. „Darüber freuen wir uns sehr.“ Als Beispiele für geförderte Projekte nannte er eine mobile Kaffeebar der Kirchengemeinde Rödgen-Wilnsdorf und Angebote für junge Familien in der Kirchengemeinde Oberholzklau. Über geförderte Projekte werde auf der Website www.aufbruch57-siegen.de bald mehr zu lesen sein, sagte Wahl. Auf der Seite können sich Interessierte auch über die Förderrichtlinien informieren oder das Antragsformular ausdrucken. Der Fonds soll als eine Art Start-up-Finanzierung für innovative, missionarische und diakonische Projekte dienen, die Menschen ansprechen, die bisher von kirchlichen Angeboten noch nicht erreicht wurden.