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Pfarrer Armin Pulfrich in den Ruhestand verabschiedet

8.11.2023

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Pfarrer wollte er eigentlich nicht werden. Der Grund, warum er Theologie studierte, war ein anderer. „Ich hatte Fragen“, sagt Armin Pulfrich, der jetzt nach 40 Jahren als Pfarrer verabschiedet und entpflichtet wurde. Ein Pfarrer, der lieber Kapuzenpullover statt Anzug trägt, der mit einer trauernden Mutter erst einmal eine Zigarette rauchte und der im Talar mit der Gitarre seine Gemeinde musikalisch begleitet. Letzteres tat er auch an seinem Abschiedsgottesdienst, der jetzt in der Evangelischen Erlöserkirche in Siegen stattfand.

Wie sehr ihn seine Gemeinde schätzte, wie vielen Menschen er Wegbegleiter war, zeigte sich an der großen Zahl der Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesucher. Armin Pulfrich freute sich darüber, dass das Gebäude, das „lange Zeit meine Kirche war, noch einmal so schön gefüllt ist“.

 

Pfarrer Armin Pulfrich begleitet den Gemeindegesang mit der Gitarre
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Pfarrer Armin Pulfrich begleitet den Gemeindegesang mit der Gitarre

Seine letzte Predigt im aktiven Dienst als Pfarrer startete er humorvoll: „Ein bisschen was bekommt ihr jetzt zu hören.“ Er sprach von der „Speisung der Fünftausend“. Jesus vermehrte fünf Brote und zwei Fische, sodass 5000 Menschen satt wurden. Wie konnte es sein, dass so wenig Essen für so viele Menschen ausreichte und am Ende sogar noch etwas übrig blieb? „Es waren solche Geschichten, die mich vor über 40 Jahren dazu bewegten, Theologie zu studieren“, sagte Armin Pulfrich. Fromme Antworten wie „Das musst du glauben, das steht in der Bibel. Punkt“ hatten ihm nicht gereicht. „Das war mir etwas zu wenig.“ In den vielen Jahren habe er eine persönliche Antwort auf die Frage nach der Bedeutung der Speisung der Fünftausend gefunden. Die Jünger, die mit Jesus unterwegs gewesen seien, sorgten sich darum, wie eine so große Menschenmenge satt zu bekommen sei. „Ich gehöre auch zu diesen Bedenkenträgern. Wir haben zu wenig. Zu wenig Mitarbeiter, zu wenig Räume, zu wenig Geld…“, sagte Armin Pulfrich. Jesus aber habe für das gedankt, was da ist und am Ende seien alle satt geworden. „Fangt doch einfach mit dem an, was ihr habt“, das sei seine Antwort. Und er blickte zurück: „Wenn ich nach 40 Jahren als Pfarrer etwas bedauere, dann ist es, nicht mehr Mut gehabt zu haben.“ Er nannte Beispiele: Mut, um Menschen einzuladen, die nichts mit der Kirche zu tun hätten oder den Mut, sich auch mal den Mund zu verbrennen. Aber er berichtete auch von mutigen Schritten, die er und seine Gemeinde gegangen seien. Er sprach von der Fusion der Kirchengemeinden zur jetzigen Evangelischen Lukas-Kirchengemeinde Siegen oder von dem Umbau des ehemaligen Gemeindezentrums Christuskirche am Wellersberg zum Jugend- und Familienzentrum „Wolke 8“.

Superintendent Peter-Thomas Stuberg entpflichtet Pfarrer Armin Pulfrich von seinem Dienst
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Superintendent Peter-Thomas Stuberg entpflichtet Pfarrer Armin Pulfrich von seinem Dienst

Superintendent Peter-Thomas Stuberg verabschiedete Armin Pulfrich und entpflichtete ihn von seinem Dienst. Der leitende Theologe des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein skizzierte den beruflichen Werdegang des 65-Jährigen: Sein Vikariat absolvierte er in Wetter, seinen Hilfsdienst leistete er in Lendringsen, im Anschluss war er Pfarrer in Wetter, bis er ab 1994 in Siegen als Pfarrer tätig war. Für Menschen und Theologie habe er sich immer gleichermaßen interessiert, blickte Peter-Thomas Stuberg zurück. Armin Pulfrich habe sich für die Hospizarbeit eingesetzt, ebenso hätten ihm die Konfirmandinnen und Konfirmanden am Herzen gelegen. Auch zu Partnergemeinden in Tansania pflegte er gute Kontakte. „Wir danken Gott für den Dienst, den du geleistet hast“, richtete Peter-Thomas Stuberg persönliche Worte an den Pfarrer: „Jetzt beginnt die Kür.“ Ihren Dank brachte die Gemeinde mit anhaltendem Applaus und Standing Ovations zum Ausdruck.

Dirk Hermann dankt Armin Pulfrich und überreicht einen großen Leuchtturm.
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Dirk Hermann dankt Armin Pulfrich und überreicht einen großen Leuchtturm.

 

Dirk Hermann dankte im Namen des Presbyteriums. Er dankte auch Armin Pulfrichs Frau und den drei Töchtern. Der Presbyter überreichte einen großen Leuchtturm zum Abschied – ein Geschenk mit starker Symbolik. Im Gottesdienst selbst hatte Armin Pulfrich die Gemeinde zu dem Lied „My Lighthouse“ („Mein Leuchtturm“) mit der Gitarre begleitet. Gott ist der Leuchtturm, der in der Dunkelheit scheint und sicher ans Ufer trägt, heißt es darin.

Im Anschluss an den Gottesdienst fand in den unteren Räumen der Kirche ein Empfang statt, bei dem sich Weggefährtinnen und Weggefährten persönlich verabschiedeten. Armin Pulfrich hat bereits Pläne für seinen Ruhestand. In Siegen will er bleiben, aber aus der Gemeindearbeit zurückziehen. Stattdessen will er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen, Theater spielen und sich mehr mit den Grundlagen des Segelns befassen.

Sarah Panthel

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