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Umfassende Maßnahmen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt

22.1.2024

Manuela Kazalla (l.) und Inge Breichler haben bereits mehr als 1200 Menschen geschult. Den Teilnehmenden der Schulungen wird vermittelt, wie sie sexualisierte Gewalt erkennen und welche Handlungsstrategien sie zur Prävention und bei einem Verdachtsfall anwenden können.
© Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein
Manuela Kazalla (l.) und Inge Breichler haben bereits mehr als 1200 Menschen geschult. Den Teilnehmenden der Schulungen wird vermittelt, wie sie sexualisierte Gewalt erkennen und welche Handlungsstrategien sie zur Prävention und bei einem Verdachtsfall anwenden können.

Im Jahr 2021 trat das Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche von Westfalen in Kraft, das auch für die Kirchenkreise und Kirchengemeinden bindend ist. Die damaligen beiden Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein gründeten daraufhin noch im selben Jahr die Fachstelle Prävention. Seither engagieren sich Manuela Kazalla und Inge Breichler in der Beratung zur Erstellung von Schutzkonzepten für Gemeinden und Einrichtungen. Seit 2022 schulen die beiden Präventionsfachkräfte zudem Ehren- und Hauptamtliche zum Thema sexualisierte Gewalt.

Der Evangelische Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein umfasst 33 Kirchengemeinden mit insgesamt rund 130.000 Gemeindegliedern. Etwa 8000 Personen sind ehren- oder hauptamtlich im Kirchenkreis tätig. Bisher wurden rund 1200 Menschen für das Thema sexualisierte Gewalt sensibilisiert und geschult. Die vierstündigen Schulungen zielen darauf ab, dass Teilnehmende sexualisierte Gewalt erkennen und wissen, welche Handlungsstrategien sie zur Prävention und bei einem Verdachtsfall anwenden können. „Wir wollen den Menschen hier Handlungssicherheit geben, sie bestärken“, sagt Manuela Kazalla. Sie und Inge Breichler stellen fest, dass die Teilnehmenden der Schulungen vor allem von den Zahlen ergriffen sind. „Es sind die Tabubrüche“, sagt Inge Breichler – dass auch Frauen Täterinnen sind oder dass 75 Prozent der Täterinnen und Täter aus dem sozialen Nahraum oder der Familie kommen. Inge Breichler berichtet: „Bis zu acht Anläufe benötigt ein Kind, bevor ihm wirklich geglaubt wird.“ Manuela Kazalla hebt die Bedeutung der Schulungen hervor: „Wir müssen uns Wissen aneignen, um Verantwortung zu übernehmen.“ Nach den Schulungen ist den Teilnehmenden auch die Meldestelle in Bielefeld sowie die Meldepflicht bekannt.
Die Qualität der Schulungen ist durch die Begrenzung der Gruppen auf 20 Personen sichergestellt. Dies ist nicht nur eine Vorgabe der Landeskirche, sondern auch im Schulungskonzept festgelegt. Das sieht vor, dass mindestens zwei ausgebildete Multiplikatorinnen und Multiplikatoren die Schulung durchführen müssen. Dieses Jahr hat der Kirchenkreis das Team der Präventionsstelle mit Stefan Kraft als weiteren Multiplikator verstärkt.
Alle Mitarbeitenden im Haus der Kirche sowie der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle wurden bereits geschult, ebenso alle hauptamtlichen Jugendreferenten. Vor Ostern werden alle Mitarbeitenden der Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein geschult sein, inklusive der Hauswirtschaftskräfte, Hausmeisterinnen und Hausmeister. Für das pädagogische Personal wird zusätzlich eine vertiefende Schulung zum sexualpädagogischen Konzept angeboten.

Im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein wird zudem intensiv an einem umfassenden Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt gearbeitet, das verschiedene Bausteine umfasst. Einige dieser Bausteine sind bereits erfolgreich bearbeitet:

  • Berufliche und ehrenamtliche Mitarbeitende, die direkten Kontakt zu Kindern haben oder Leitungspositionen innehaben, legen erweiterte polizeiliche Führungszeugnisse vor.
  • Der Bevollmächtigtenausschuss des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein beschloss einen Interventionsplan als Handlungsleitfaden bei sexualisierter Gewalt.
  • Alle Mitarbeitenden in der Jugendarbeit unterzeichnen Selbstverpflichtungserklärungen zum verantwortungsvollen Umgang mit anvertrauten Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen.
  • Im Bereich der Jugendarbeit sind Mitarbeitende gesetzlich dazu verpflichtet, regelmäßig an Kinderschutzschulungen teilzunehmen. Diese Schulungen werden seit 2012 mehrfach im Jahr angeboten.
  • Mitarbeitende in Kindertagesstätten werden regelmäßig zu dem Thema Kinderschutz fortgebildet. Dies ist im Qualitätsmanagement und in der Konzeption verankert.
  • Die genannten Schulungen der Fachstelle Prävention zum Thema sexualisierte Gewalt werden kirchenkreisweit kontinuierlich angeboten.
  • Das zukünftige Leitbild mit Schutzvorkehrungen des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein wird eine klare Stellungnahme zum Schutz vor sexualisierter Gewalt enthalten.
  • Weiter wird es eine Selbstverpflichtungserklärung für alle Mitarbeitenden geben, und Leitfäden zur gegebenenfalls notwendigen Rehabilitierung sowie Richtlinien zur Evaluation werden erstellt.
  • Die Risikoanalyse, als wichtiger Baustein des Schutzkonzepts, wird schrittweise in den Gemeinden und Einrichtungen durchgeführt und erfordert hier die engagierte Mitarbeit vieler Personen.

Der Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein ist ein Ort, der von Vertrauen geprägt ist und von einem guten Miteinander lebt. Mit den umfassenden Maßnahmen übernimmt der Kirchenkreis Verantwortung für Mitarbeitende, Gemeindeglieder, Kinder und Jugendliche und ermöglicht ein konsequentes Vorgehen gegen sexualisierte Gewalt. Der partizipative Ansatz unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Beteiligten bei der Umsetzung dieser Schutzmaßnahmen.

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