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Kirche tut sich gerade schwer, hauptamtliche Nachwuchskräfte für ihre wichtige Arbeit zu finden. Da war es während der ersten Monate des Jahres eine Freude, dass sich gleich drei junge Leute zu Praktika in Erndtebrück tummelten.

Zunächst war es Jonathan Kuhli, der 22-jährige Erndtebrücker absolviert eine integrierte sozial- und gemeindepädagogische Ausbildung in Marburg, zukünftig könnte auch eine Kirchengemeinde sein Arbeitgeber sein. Und so lernte er die vielfältigen Aufgaben in diesem Bereich bei Pfarrerin Kerstin Grünert kennen. Deren katholischer Amtskollege für den Pastoralverbund Wittgenstein, Stephan Berkenkopf, hatte anschließend ebenfalls einen Praktikanten, und der 27-jährige Theologie-Student Jonas Sievers kam wie in den beiden anderen Wittgensteiner Kommunen natürlich ebenfalls in Erndtebrück zum Einsatz.

Auch bei Kerstin Grünert absolvierte dann noch eine Theologie-Studentin ihr Praktikum: Die 22-jährige Rabea Michel stammt ursprünglich aus Thüringen, studiert in Tübingen, hat Großeltern in Lützel, bei denen sie wohnen konnte, und entschied sich deshalb für ein Praktikum bei der Pfarrerin in Erndtebrück. Aufgewachsen ist Rabea Michel in der christlichen Familienkommunität Siloah in Neufrankenroda, das 20 Minuten Autofahrt von Eisenach und der Wartburg entfernt liegt. Bei ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr in einer charismatischen Gemeinde im englischen Ipswich sei ihr der Gedanke gekommen, Theologie zu studieren. Bewusst habe sie entschieden, dass sie landeskirchliche Pfarrerin werden wolle: Sie gehe davon aus, dass es in lange bestehenden Kirchengemeinden auch heute noch viele traditionell-funktionierende Strukturen gebe: Kirche liege ihr am Herzen, da sei es gut, wenn man etwa im Konfi-Unterricht ganz dicht an den Jugendlichen dran sei. Ihre Mission dabei: „Junge Leute mehr von Gott begeistern.“

Vier Wochen lang konnte sie das im Gemeinde-Alltag ausprobieren, auch im direkten Kontakt mit Katechumeninnen und Katechumenen. Zweimal übernahm sie den kirchlichen Unterricht. Sie war bei einem Trauergespräch von Kerstin Grünert dabei, nahm an Beerdigungen teil, erlebte zahlreiche Sitzungen ganz verschiedener Gremien, besuchte die Frauenhilfe, schmierte Brote beim Weltgebetstag, sprach Fürbittengebete und an einem Sonntagmorgen predigte sie sogar vor knapp 100 Menschen. Das sei schon ein komisches Gefühl gewesen, wenn einen so viele Leute anschauten, aber: „Ich habe mich auf die konzentriert, die interessiert geguckt haben."

Bei ihrem vierwöchigen Einblick in Seelsorge und Pfarramt sei sie vor allem über die vielen Verwaltungsaufgaben einer Pfarrerin erstaunt gewesen, aber dennoch fiel Rabea Michels Praktikums-Fazit am Ende eindeutig aus: „Es hat mir viel Freude gemacht.“