Lukas kommt ins Gespräch

Schon seit ihren Gründungstagen stehen die christlichen Gemeinden immer wieder vor der Aufgabe, die geistlich-religiösen Fragen ihrer Zeit zu beantworten. Eine moderne Kirche ist somit immer im Gespräch mit den Menschen und lebt in deren aktuellen Fragen. Seit der Gründung der Lukas-Kirchengemeinde gibt es einen Ausschuß „Gemeindeentwicklung“. Dieser Ausschuß soll sich in besonderer Weise darum kümmern, welche neuen Fragen sich unsere heutige Gemeinde stellt bzw. wie sie den aktuellen Herausforderungen unserer Zeit begegnen kann.

 

Wie in der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung aus dem Dezember 2023 festgestellt, hat sich der Anteil der Kirchenmitglieder an der Bevölkerung seit der ersten Untersuchung im Jahr 1972 halbiert. Damals waren noch 46% der Menschen in Deutschland Mitglieder der evangelischen Kirche. Heute (2022) sind es noch 23%. Daraus könnte man den Schluß ziehen, daß auch wir in Siegen es mit einem gesellschaftlichen Trend zu tun haben, der nun einmal da ist und an dem man nichts ändern kann.

 

Die Lukas Kirchengemeinde hat sich auch deshalb gebildet, weil man gemerkt hat, dass in den zuvor eigenständigen Gemeinden (Christus, Erlöser und Nikolai) aufgrund fehlender Ressourcen zu wenige neue Ideen umgesetzt werden konnten. Mit den Ressourcen einer größeren Gemeinde konnten tatsächlich seither viele neue Angebote, z.B. neue Gottesdienstformen entstehen und die Diskussion über die Zukunft und Ausrichtung unserer neuen Gemeinde ist lebhaft. Wieder auf den gesellschaftlichen Kontext gehoben stellt selbst die TAZ, die sicherlich nicht als kirchennah bezeichnet werden kann, die These auf, daß in den Kirchen Räume sein könnten, „in denen die Gesellschaft existentielle Fragen stellen und religiöse Sprachfähigkeit entwickeln kann“ (taz, Die Gesellschaft braucht Kirchen vom 22.5.2022).

 

Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat u.a. herausgearbeitet, daß ein häufiger Grund für den Kirchenaustritt ist, daß es gar keinen Kontakt mehr zur Kirche gibt. Die Gründe, dennoch in der Kirche zu verbleiben sind vielfältig, u.a. sieht man das hohe soziale Engagement in diakonischen Angeboten, das unterstützenswert ist. Auch in unserer Lukas Kirchengemeinde stellen wir fest, daß wir einen Großteil unserer Mitglieder überhaupt nicht kennen. Gleichzeitig sehen wir es aber als Kernauftrag an, daß die Gemeinde lebt und zwar von und mit ihren Mitgliedern.

 

Daher haben wir uns die Frage gestellt, wie wir mit unseren Kirchenmitgliedern besser ins Gespräch kommen können. Einen Ansatz dazu wollen wir in den ersten beiden Juni-Wochen versuchen, in denen eine Besuchs- und Fragebogenaktion durchgeführt werden soll. Ziel soll es sein, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die z.B. neu zugezogen sind und daher noch kaum oder keinen Kontakt zur Gemeinde hatten. Aber auch möglichst viele andere, eher kirchenferne Menschen sollen angesprochen werden.

 

Wir wollen Fragen stellen wie

- welche Angebote der Gemeinde wichtig sind

- welche Erwartungen die Menschen an ihre Gemeinde haben

- welche Ideen und Wünsche genannt werden

 

Diese Aktion soll die zukünftige Ausrichtung unserer Gemeinde mit beeinflussen. Gedacht ist daran, dass jeder „Kirchennahe“ sicher auch „Kirchenferne“ kennt, mit denen er über den vom Ausschuss entwickelten Fragebogen vielleicht ins Gespräch über Kirche und Glauben kommen kann. Darüber hinaus sollen Mitglieder unserer Gemeinde gezielt angeschrieben werden, die aus unseren Auswertungen als kirchenfern wahrgenommen werden. Wir hoffen, dass durch diese Aktion eine Diskussion angestoßen wird, die für jeden, der daran teilnimmt, fruchtbar wird und ihn menschlich und geistlich weiterbringt. Vielleicht ergeben sich über den Fragebogen auch tiefergehende Gespräche über  die Grundsätze des Lebens!